Deutschlandradio: Islamismus und Antisemitismus in Deutschland

Institut für Islamfragen

„Judenhass im Namen Allahs?“

(Institut für Islamfragen, 28.09.2004, mm) In einem Bericht vom 24.09.2004 unter dem Titel „Judenhass im Namen Allahs?“ hat sich das „Deutschlandradio“ zu dem Phänomen Islamismus und Antisemitismus in Deutschland geäußert. In dem Bericht von Dorothea Jung geht es beispielsweise um die türkischsprachige Internetseite cihadnet.com, auf der Firmen wie Coca-Cola, Marlboro, Macdonalds, Mobil Oil, Milka als „Schweine, die man nicht mästen soll“ bezeichnet werden. Dort fände man auch dieKonterfeis von George Bush und Ariel Sharon, „beide mit Rotstift fett durchgestrichen. ‚Kafir‘ – Ungläubiger – hat jemand darüber gekritzelt. Während hinter den Köpfen von Bush und Sharon ein Maschinengewehr heraufzieht, brennt gegenüber der Davidst ern in der US-Flagge (…) Dann erscheint eine Koransure: Bekämpfet sie! Allah wird sie strafen durch eure Hände und sie mit Schmach bedecken. Er wird euch Sieg über sie verleihen und wird heilen die Herzen eines gläubigen Volks!“

Weiter heißt es, diese Internetseite zeige,

„mit welchen Versatzstücken Islamisten ihre antisemitische Ideologie ausrüsten: Sie präsentieren antijüdische Standpunkte als die einzig richtige Antwort auf IsraelsVerhalten im Palästina-Konflikt. Sie legitimieren ihre Aufrufe zur Gewalt mit dem Koran. Sie beschimpfen die Juden als Schweine oder Affen. Sie bezeichnen die USA als Unterstützer einer jüdischen Weltverschwörung“.

Nach diesem Hinweis auf eine türkischsprachige Seite heißt es weiter,

„nach Auffassung von Verfassungsschützer Herbert Landolin Müller ist auch in Deutschland die Kritik an Israel ein Eingangstor zu antisemitischen Ressentiments. ‚Islamisten in der Bundesrepublik verkleiden ihren Antisemitismus häufig als Antizionismus‘, sagt der Islamwissenschaftler“.

Der Bericht erinnert weiter an eine Palästina-Demonstration im April 2002 in Berlin:

„Durch die Innenstadt zieht eine große Palästina-Solidaritätsdemonstration. Die Polizei hat eine Reihe von Spruchbändern und Plakaten konfisziert, die sie für antisemitisch hielt. Doch arabische Schlachtrufe unterbindet sie nicht. Denn die Polizei versteht kein arabisch. Und so artikulieren sich die fanatisierten Glaubenskrieger der Hamas ungehindert auf den Straßen der Deutschen Hauptstadt“.

Vor zweieinhalb Jahren habe „mancher Schlachtruf (…) den Judenhass mit Hilfe der historisch verbürgten Feldzüge des Propheten Mohammed gegen jüdische Stämme“ gerechtfertigt. So sei gerufen worden, „die Hamas soll, wie einst Mohammed in Chaibar, die Juden vernichten“.

Weiter wird auf eine Fotomontage verwiesen, die zwei Affen zeigt: Ariel Sharon als großen, George W. Bush als kleinen Affen;

„es ist der große Affe Ariel Sharon, der für die Juden steht, es ist der kleine Affe in den Armen des großen Affen George Bush, der für die USA steht, dahinter verbirgt sich das klassische, europäische antisemitische Stereotyp der jüdischen Weltverschwörung. Damit wird gesagt, dass die Juden faktisch in Amerika alles lenken und leiten, und sie bestimmen auch die Weltpolitik in Form einer jüdischen Unterwanderung der USA. Und dadurch, dass beide Personen als Affen dargestellt werden, kommt hier noch gleichzeitig ein im islamischen Kontext verbreitetes religiöses antisemitisches Stereotyp zum Ausdruck“.

Dorothea Jung berichtet weiter, daß sich im Anschluß an die Demonstration eine kleine Gruppe muslimischer Jugendlicher versammelt und laut geschrieen hätte, „wir wollen keine Judenschweine“. Sie verweist darauf, daß im jüdischen wie im muslimischem Kontext das „Schwein eine ganz klare abwertende Konnotation hat“. In dem Bericht wird auch eine andere muslimische Demonstration untersucht, die Ende November 2002 ebenfalls in Berlin stattfand. Wie es heißt, nutzen „Islamisten den letzten Freitag im Fastenmonat Ramadan, um (…) an die grausamen Verbrechen des Zionismus zu erinnern. Idee: Ayatollah Chomeni. Ausführende: Hizbollah-Anhänger und Verteidiger der iranischen Mullah-Diktatur. Auf Plakaten Fotos erschossener Kinder. Nach Angaben der Veranstalter ermordet von israelischen Soldaten“. Dazu riefen die Demonstranten,

„Allah ist groß! Sieg für den Islam! Tod für Israel! Krieg, Krieg bis zum Sieg! Einmarsch, Einmarsch nach Jerusalem!“.

Dazu verweist der Bericht darauf, „dass diese Betonung von ‚Kindermord‘ und ‚Blut-Fließen‘ Assoziationen weckt mit einem antisemitischen Stereotyp aus dem europäischen christlichen Mittelalter, dem des Ritualmordes“, nach dem Juden christliche – und auch arabische – Kinder ermorden, „um das Blut zu bekommen, um die Matze zu backen“. Der Bericht verweist auch auf ein Erlebnis eines Berliner Rabbiners aus dem Jahr 2001, der von jungen Muslimen geschlagen wurde, die ihm erklärten, sie würden alle Juden hassen. Dorothea Jung zufolge kommt der Haß „aus arabischen und türkischen Internetseiten, aus Fernsehprogrammen, die über Satellit zu empfangen sind, aus Zeitungen, die es hier am Kiosk gibt, von konventionellen Buchläden und von den Büchertischen in den Moscheen“.

Es sei eine Tendenz zu beobachten, antisemitische Spielarten aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu vermischen. Dazu wird darauf verwiesen, daß man in zahlreichen arabischen Buchläden sowohl „Ausgaben von Hitlers ‚Mein Kampf‘ oder die sogenannten ‚Protokolle der Weisen von Zion‘“ fände. In türkischen und arabischen Zeitungen fänden sich zudem „vielfach antisemitische Karikaturen, die an die Hitlerzeit erinnern“. Dem Bericht von Dorothea Jung zufolge soll Abu Bakr Rieger, Herausgeber der „Islamischen Zeitung“, 1993 erklärt haben,

„’Takbir, Allahu Akbar. Wir haben heute hier sehr viele Kämpfer gesehen; das hat uns sehr viel Mut gemacht. Wie die Türken haben wir Deutschen in der Geschichte schon oft für ne gute Sache gekämpft; obwohl ich zugeben muss, dass meine Großväter bei unserem gemeinsamen Hauptfeind nicht ganz gründlich waren“.

Schließlich verweist der Bericht auf die Bücher von Harun Yahya, dessen „Dutzende von Büchern“ in Milli-Görüs-Moscheen sehr stark vebrreitet seien. Über Yahya schreibt Dorothea Jung, er war „einst Apologet der sogenannten Holocaustlüge und ist jetzt auf antisemitische Ideen von jüdischer Freimaurerei und Weltverschwörung umgestiegen“. Immerhin seien diese Bücher mittlerweile – „die neue Führungsspitze von Milli Görüs weiß, dass die deutsche Öffentlichkeit beim Thema Antisemitismus sensibel reagiert“ – aus dem offiziellen Buchkatalog von Milli Görüs entfernt worden. Zugleich weist Jung darauf hin, daß der „Richtungswechsel“ der Milli Görüs nicht zweifelsfrei erwiesen sei.

Quelle: dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/306638/