„islam.de“: Merkwürdiger Artikel

Institut für Islamfragen

Überschrift und Text widersprechen einander – ist ein Fehler wahrscheinlich?

(Institut für Islamfragen, 16.08.2004, mm) Unter der Überschrift „Duisburg: Fruchtunion bespitzelt muslimische Belegschaft, ob sie in Pausen beten“ berichtete „islam.de“, die Webseite des etwa 3 % der Muslime in Deutschland vertretenden Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD), am 14. d.M. über die Überwachung der Belegschaft einer Duisburger Obstfirma durch eine Detektei. Während es in der Überschrift auf „islam.de“ immerhin heißt, die Obstfirma bespitzele die „muslimische Belegschaft, ob sie in Pausen beten“, soll eine Detektei dem Bericht zufolge allerdings den Auftrag gehabt haben, herauszufinden „‚ob die Beschäftigten zum Beispiel rauchen oder während der Arbeit Getränke zu sich nehmen.‘ Außerdem sollten Muslime daraufhin überprüft werden, ob sie außerhalb der Pausen beten“.

Quelle: www.islam.de/?site=articles&archive=newsnational&article_number=2187

Kommentar: Man fragt sich, ob es sich um einen Fehler handelt, wenn „islam.de“ zuerst schreibt, die Obstfirma bespitzele die muslimische Belegschaft, ob diese in den Pausen bete. Da es sich hierbei immerhin um die Überschrift des Artikels handelt und nicht nur um einen untergeordneten Absatz, erscheint ein Fehler nicht recht wahrscheinlich, da man sonst wohl keine solche Überschrift daraus gemacht hätte. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Muslime während ihrer Pause beten, solange dies den Betriebsfrieden nicht stört. Gebete während der Arbeitszeit bedürften jedoch einer betrieblichen Vereinbarung, so daß die Gebetszeit etwa auf die Pausenzeit angerechnet oder eine andere Lösung gefunden würde. Daß ein Arbeitsgeber es nicht hinnehmen muß, wenn Arbeitsnehmer während der Arbeitszeit etwa eine Rauchpause einschalten oder beten, ist allerdings durchaus verständlich. Eine Überschrift, ob eine Firma ihre „muslimische Belegschaft bespitzelt, ob sie während der Arbeitszeit beten“, wäre somit recht unwahrscheinlich – und ein einfacher Fehler ausgerechnet in der Überschrift von „islam.de“ ist damit ebenso unwahrscheinlich. Allerdings: Auch das Unwahrscheinliche ist nicht ausgeschlossen; möglicherweise ist dies wirklich nur ein peinlicher Fehler, wie er überall passieren kann, wo Menschen arbeiten. Dann fragt man sich jedoch, warum „islam.de“ trotzdem die „Bespitzelung“ der muslimischen Belegschaft nach Gebeten – Gebeten während der Arbeitszeiten – zur Überschrift macht, während im Text betriebliche oder tarifliche Vereinbarungen über das Gebet während der Arbeitszeit und einen entsprechenden Ausgleich nicht behandelt werden.