Studie: Türken in Deutschland werden immer religiöser

Institut für Islamfragen

Essener Zentrum für Türkeistudien: Obwohl die Zahl der sich als religiös bezeichnenden Türken steigt, gebe es keinen Zuwachs für den Fundamentalismus

Essen/Deutschland (Institut für Islamfragen, 26.07.2004, mm) Wie Yahoo! Nachrichten am 24. d.M. unter Berufung auf die Nachrichtenagentur ddp-nrw berichtete, werden die in Deutschland lebenden Türken immer religiöser. „Laut einer Untersuchung des Essener Zentrums für Türkeistudien bezeichneten sich im vergangenen Jahr 71 Prozent der hier lebenden Türken als religiös. Das sind 14 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2000“, heißt es in dem Bericht. Ferner heißt es, „besonders stark stieg die Zahl derer, die sich als
‚sehr religiös‘ bezeichneten: Sie stieg von 8 auf fast 20 Prozent“.

Außerdem wird berichtet, „bei der neuen Gläubigkeit gehe es weniger ‚um eine türkische als um eine kulturelle, islamische Identität‘, die nach Einschätzung Sens als Reaktion auf die ‚Aversion der Deutschen gegen den Islam‘ zu werten sei“. Zugleich sei das durchschnittliche Haushaltseinkommen gesunken und immerhin 80 % der Türken in Deutschland fühlen sich
„diskriminiert“. Diese Faktoren „führen offenbar zu einer stärkeren Identifikation mit dem eigenen Milieu“.

Laut dem Bericht leben „zehn Prozent der Migranten (…) abgeschottet in einer Parallelgesellschaft“, sie hätten „weder bei der Arbeit noch im Freundeskreis“ Kontakt zu Deutschen.

Quelle: de.news.yahoo.com/040724/336/44r6y.html

Kommentar des Islaminstitutes: Dieser Bericht wirft die Frage auf, ob die christlichen Kirchen in Deutschland bei der Integration der Türken versagt haben. Wenn sich 80 % der Türken hierzulande diskriminiert fühlen und zehn Prozent in einer abgeschotteten Parallelgesellschaft leben, wirft das auch ein schlechtes Licht auf die christlichen Kirchen und auf den traditionellen christlich-islamischen Dialog.

Für die christlichen Kirchen wird es für die Zukunft entscheidend sein, ob es gelingt, Muslimen so zu begegnen, daß ein Gefühl der Diskriminierung und der Wunsch nach einem Leben in einer abgeschotteten Parallelgesellschaft nicht aufkommt.

Nachdem der traditionelle christlich-islamische Dialog dieses Ziel nicht erreichen konnte, wird es unbedingt erforderlich sein, neue Wege zu gehen. Dies wird auch bedeuten, zum einen das eigene christliche Profil stärker zu betonen und zum anderen nicht nur den Dialog mit Fundamentalisten zu suchen. Wenn nämlich Prof. Ursula Spuler-Stegemann in ihrem Buch „Feindbild Christentum im Islam“ (Herder spektrum) berichten muß, daß sich ein Muslim beklagte, „man müsse schon Islamist sein, um von den Amtskirchen überhaupt ernstgenommen zu werden“, so steht dieses für die schwere Krise des christlich-islamischen Dialogs, den Prof. Spuler-Stegemann wohl zu recht als „Selbstläufer“ bezeichnet, der gnadenlos durchgezogen werde.

Der christlich-islamische Dialog ist ohne jeden Zweifel unverzichtbar, doch wird er hierzulande neue Wege gehen müssen. Für die Integration der Türken in Deutschland sind die christlichen Kirchen von größter Bedeutung, doch sie müssen diese Berufung auch annehmen und danach leben.