Nach UNICEF werden in der Türkei 640.000 türkische Mädchen von ihren Eltern nicht in die Schule geschickt
(Institut für Islamfragen, 29.09.2004, mk) Mit 640.000 Mädchen, die nicht in die Schule geschickt werden, liegt die Türkei, was der Prozentsatz der weiblichen Schüler angeht, noch hinter dem Iran und Syrien. UNICEF hat in Zusammenarbeit mit dem türkischen Schulministerium durch zehntausende Hausbesuche mit Freiwilligen in bisher 33 Bezirken festgestellt, dass 53.000 Mädchen ihren Schulbesuch frühzeitig abgebrochen haben und 110.000 Mädchen erst gar nicht in der Schule registriert sind. Durch die Besuchs- und Überzeugungsarbeit freiwilliger Lehrer und einflussreicher Persönlichkeiten konnten immerhin 40.000 Eltern überzeugt werden, dass auch deren Tochter die Schule besuchen sollte. Allein in Istanbul beläuft sich die Zahl der Mädchen im Alter von 6-14 Jahren, die keine Schule besuchen auf 12.420. In Bingöl gehen 14.403 schulpflichtige Mädchen nicht zur Schule. Dort liegt der Anteil der schulpflichtigen Jungen, welche die Schule besuchen bei 83%, bei Mädchen dagegen nur bei 66%.
Obwohl 640.000 Mädchen türkeiweit im Grundschulalter sind, werden sie von ihren Eltern nicht zur Schule geschickt. Ein Grund dafür ist, in der Türkei wird männlichen Familienangehörigen ein wesentlich größerer Wert beigemessen als weiblichen Personen. Auch wenn eine Familie materiell nicht gut gestellt sein sollte, schickt sie doch ihre Jungen zur Schule, die Mädchen aber eher nicht. Mit der Aktion „Auf geht’s – Mädchen zur Schule“ will UNICEF im Jahr 2005 weiteren 600.000 Mädchen den Schulzugang ermöglichen und damit den Unterschied in der Prozentzahl zwischen männlichen und weiblichen Schülern aufheben. Auch der Staat ermöglicht es seit zwei Jahren, dass finanziell besonders bedürftigen Familien Schulbücher für ihre Kinder kostenlos abgegeben werden. Am schwierigsten sind die Familien zu überzeugen, die finanziell von der Arbeitskraft der Mädchen abhängig sind, z.B. Mädchen, die eine Woche nach Schuleröffnung in Sanli-Urfa (Südosttürkei) auf den Feldern Baumwolle ernten.
Quelle: www.hurriyetim.com.tr/haber/0,,sid~1@w~5@nvid~474485,00.asp