Verwirrung um „Islamisten-Kongreß“ in Berlin

Institut für Islamfragen

Umstrittener Kongreß in Berlin verboten

(Institut für Islamfragen, 22.09.2004, mm) In den letzten Tagen gab es erhebliche Verwirrung um einen „Islamisten-Kongreß“, der vom 1.-3. Oktober in Berlin stattfinden sollte. Auf der Webseite www.anamoqawem.org/deutsch.html hatten die Veranstalter in einer „Mitteilung an die Presse und Medien“ vom 13.09.2004 über den „1. arabischen & islamischen Kongress in Europa“ informiert. Diesen Informationen zufolge sollte der Kongreß folgende Ziele haben:

  • „Die Sendung einer Botschaft der Solidarität an die vergessenen Menschen unter der Besatzung in Palästina und Irak.
  • Die Sendung einer Botschaft an den Gewissen der Menschen in Europa und in der Welt, die seit Jahren anhaltende Tragödie dieser Menschen nicht zu vergessen und nicht zu verdrängen.
  • Die Berichtigung der falschen Medienberichte, in denen die Besatzungstruppen als Friedensmacher und die unterdrückten, entrechteten Menschen, die ihre Existenz und Unabhängigkeit verteidigen, als Extremisten dargestellt werden.
  • Die Bildung eines Zusammenschlusses der arabisch-stämmigen und islamischen Menschen in Europa, um gegen die Diskriminierung dieser Menschen zu wirken.
  • Die Korrektur des Bildes des Islam in den Medien und in der Öffentlichkeit. Islam hat mit Extremismus oder Terror nichts zu tun.
  • Im Gegenteil: Islam ist die einheitliche Religion aller Propheten, Abraham, Mose, Jesus und Mohamad (Friede sei auf ihnen allen). Islam ist Friede zwischen dem Menschen und Gott, Frieden zwischen dem Menschen und der Natur und Frieden zwischen dem Menschen mit seinem Mitmenschen.
  • Im Islam ist ein Afrikaner, ein Asiater, ein Araber, ein Deutscher und ein Amerikaner usw. alle Brüder und Schwester.
  • Die Sendung einer Botschaft an die Menschen in Europa und in der Welt, dass die Menschen aus der arabischen Welt und der Islam für sie keine Gefahr sind, sondern im Gegenteil sie sind Partner für Gerechtigkeit und für hohe, ethische Werte. Islam und Christentum sind die Grundlage für Menschenrechte und für eine gerechte, friedliche Welt.“

Eingeladen wurden „arabische, islamische und europäische Vereine, Verbände, politische und gesellschaftliche Institutionen und Einzelpersonen, sowie internationale Institutionen (z.B. aus der UNO u.a.), die an den Zielen des Kongresses glauben und sie unterstützen“ sowie „Gäste aus Öffentlichkeit, Politik und Kultur, die die Ziele des Kongresses unterstützen“. Vorausgesetzt wurde jedoch u.a. „Solidarität mit den Menschen unter Besatzung und unterdrückten Völkern“ sowie die „Anerkennung des Rechts auf Selbstverteidigung und Widerstand gegen die Besatzung bis zur Freiheit und Unabhängigkeit“.

Offenbar ist am 13.09. ein besonderer „Aufruf zum Kongress aus Beirut“ erfolgt; am 13.09.2004; denn „Beirut hat ein besonderes Symbol“, da es u.a. „die arabische Hauptstadt, die unter Besatzung (1982) stand und sich befreien konnte“ und „die Rechtsschule, an der zwei syrische Juristen aus Emesa (Homs) das Gesetz des römischen Reiches entwickelten“ sei.
Verantwortet wurde der Kongreß von einem Muslim namens Fadi Madi, in Deutschland übernahm ein zum Islam konvertierter Libenese, Gabriel Daher, die Koordination für die Kommunikation.

Der Berliner Senat hat den Kongreß am 21. September verboten. Diesem zu erwartenden Schritt kamen die Verantwortlichen jedoch zuvor, indem sie den Kongreß selbst bereits am 19. September absagten. Auf der Webseite www.anamoqawem.org/index.php?lang=deutsch erklärten sie dazu, „der Medienwirbel hat einen Schaden für die hier lebenden Araber und Muslime verursacht, wobei das Ziel genau das Gegenteil war, und zwar Diskriminierung abzuwenden und das Bild des Islam zu berichtigen“. Der Medienwirbel war entstanden, nachdem das Simon-Wiesenthal Zentrum den Kongreß als gefährlich eingestuft und dazu erklärt hatte, die Veranstaltung sei eine Plattform zur Anwerbung radikaler Jihaad-Kämpfer und
Terroristen.

Nach Recherchen des Institutes für Islamfragen soll der Kongreß aus dem Libanon vorbereitet und gesteuert worden sein. Deutsche islamische Verbände waren wahrscheinlich nicht in die Vorbereitungen integriert, zum Teil vermutlich nicht einmal offiziell über den Kongreß informiert. Die libanesischen Akteure haben sich möglicherweise Deutschland deshalb als Veranstaltungsort ausgesucht, weil dieses zentral in Europa gelegen ist und aufgrund seiner vergleichsweise liberalen Sicherheitspolitik häufig als „sicherer Unterschlupf“ für radikale Islamisten gehandelt wird.

Medienberichten zufolge soll nun ein ein entsprechender Kongreß in Wien durchgeführt werden. Die Organisatoren schreiben auf der o.g. Seite, „die gestellten Ziele der Solidarität mit dem palästinensischen und irakischen Volk unter der Besatzung (…) sowie eine arabisch-europäische Partnerschaft sind und bleiben unverändert ehrenhaft, würdig und unterstützungswert“.