Eine ältere Frau hat in der Familie, aber auch in der Gesellschaft eine gewisse Autoritätsstellung. Sie gilt nicht mehr als Verführerin (wie eine junge Frau), die andere Männer zur Unmoral veranlassen könnte. Wird die Ehe ihres Sohnes „arrangiert“, wird sie oftmals mit der Auswahl der Schwiegertochter beauftragt sein. Sie wird unter Umständen zu Beratungen der Männer hinzugezogen, nimmt entscheidenden Einfluß auf die Vorgänge innerhalb des Hauses und weiß die Männer ihres Haushaltes (Ehemann und Söhne) zu lenken. Den älteren Frauen obliegt es, als Hüterinnen der Tradition Jungen und Mädchen die Regeln des gesellschaftlich angemessenen Verhaltens weiterzugeben und sie zur Beachtung der Regeln anzuhalten. Ihre Rolle ist nicht zuletzt deshalb so wichtig für den Fortbestand der Sitten, weil die älteren Frauen die Autorität der Männer an die junge Generation vermitteln.
Im ländlichen Bereich wird eine junge Ehefrau schnell in ihre Aufgaben im Haus und bei der Feldarbeit eingewiesen. Dabei kommt es nicht selten vor, daß die junge Ehefrau der Schwiegermutter wie eine Bedienstete bei allen häuslichen Pflichten zur Hand gehen muß. Erst als Mutter eines männlichen Nachkommen erwirbt sie mit der Zeit Ansehen und Respekt.