Auch in der arabischen Welt wird der Koran geschändet

Institut für Islamfragen

Der irakischstämmige Schriftsteller Hussain al-Mozany wirft islamischen Gelehrten Mißbrauch des Korans vor

(Institut für Islamfragen, rk, 17.06.2005) Nicht nur amerikanische Soldaten im Internierungslager Guantánamo, sondern auch Machthaber der arabischen Welt mißbrauchen den Koran. Das schreibt der in Köln lebende Schriftsteller Hussain al-Mozany heute in der Tageszeitung „Die Welt“.

Gewaltherrscher beriefen sich je nach Bedarf auf die Heilige Schrift der Muslime. Bei seinem Feldzug gegen die irakischen Kurden mit schätzungsweise 180.000 Opfern bediente sich Saddam Hussein z.B. eines Koranverses:

„Ich werde denjenigen, die ungläubig sind, Schrecken einjagen. Haut ihnen mit dem Schwert auf den Nacken und schlagt auf jeden Finger von ihnen.“

Die Nutzung des Koran für politische Ziele und Machterhalt störe keinen islamischen Gelehrten von Marokko bis nach Indonesien, nicht einmal dann, als Saddam einen Schriftzeichner beauftragte, den vollständigen Text des Koran mit durch Glukose verdünntem Blut Saddams niederzuschreiben. Zwei Jahre habe der Kalligraph Abbas Qudi damit verbracht, den Blutkoran für das „Museum der Mutter aller Schlachten“ rechtzeitig fertigzustellen. Und dies obwohl in einem berühmten Koranvers das Blut zu den Dingen gehört, die als unrein gelten.

Nicht nur einzelne Haßprediger schüren Gewalt, auch Rechtssprüche (Fatawa), wie sie die 26 Korangelehrten Saudi-Arabiens verabschiedeten. Demnach sollen alle Muslime gerüstet sein, einen „heiligen Krieg gegen die Besatzer und Eroberer“ im Irak zu führen, „insbesondere jetzt, wo das im Begriff des Bürgerkrieges stehende oder im Zerfall befindliche Land für alle Möglichkeiten offen ist“. Das habe zur Folge, daß Tausende saudischer Selbstmordattentäter den Irak erstürmen – 500 von ihnen seien bereits in Gewaltaktionen ums Leben gekommen.

Leider gäbe es wegen solcher Mißbrauchsfälle keine Proteste und Demonstrationen in der arabischen Welt.

„Kein Politiker oder islamischer Würdenträger, ja auch kein bekannter Intellektueller verurteilte öffentlich oder distanzierte sich nachhaltig von diesen Schandtaten. Sie wurden nur laut, als sie davon erfuhren, daß das amerikanische Wachpersonal im Internierungslager Guantánamo angeblich den „Koran regelmäßig geschändet“ habe, schreibt Hussain al-Mozany.

Quelle: www.welt.de/data/2005/06/17/732867.html