Ägyptische Gelehrte diskutieren im kuwaitischen Fernsehen
(Institut für Islamfragen, aw, 24.04.2006) Landläufig gilt die Beschneidung in Ländern wie Ägypten, wo bis heute der größte Teil der muslimischen, aber auch der christlich-koptischen Mädchen verstümmelt wird, als religiöses Gebot. Obwohl Kritiker des Brauches darauf verweisen, dass es sich hierbei um eine vorislamische Praxis handele, wird die Beschneidung von vielen islamischen orthodoxen Religionsvertretern verteidigt. Sie sei, so eines der zentralen Argumente, notwendig zum Erhalt von Sitte und Moral in der Gesellschaft.
Zwei Dozenten der Al-Azhar Universität Kairo diskutierten über die Beschneidung am 28. März 2006 im kuwaitischen Fernsehen (Al-Rai TV). Die folgenden Aussagen stammen von Dr. Muhammad Wahdan.
Geschichtlicher Ursprung der Beschneidung
„Wie Ibn Al-Qayyem berichtete, war [Abrahams erste Frau] Sara sehr eifersüchtig auf Hagar, als diese Abraham heiratete und schwanger wurde. Sie schwor bei Gott, dass sie Hagar drei Körperteile abschneiden würde. Weil Abraham fürchtete, dass sie Hagar Nase und Augen ausschneiden würde, befahl er ihr, Hagars Ohren zu durchstechen und sie zu beschneiden. So begann die Beschneidung von Frauen in der Geschichte. […] Ich erkläre, dass die Beschneidung bei den alten Arabern und sogar bei den rechtgeleiteten Kalifen existierte. Dafür gibt es sehr viele Hinweise.“
Falscher Umgang in der Beschneidungspraxis
„Wenn zum Beispiel jemand seine Tochter zu einer lokalen Beschneiderin bringt, die keine Expertin ist und das Mädchen trotzdem beschneidet. Ich sage all unseren Zuschauern, dass ich gegen die pharaonische Beschneidung bin [die radikale Form der Beschneidung, bei der die Klitoris, sowie die inneren und äußeren Schamlippen entfernt werden und die übrige Haut vernäht wird], die in Ägypten immer noch praktiziert wird. Ich bin absolut dagegen. Sie ist verboten. Ich bin absolut gegen das komplette Entfernen der Klitoris, weil das verboten ist und Gott nicht gefällt.“
Beschneidung für alle Frauen?
„Die Khifadh-Beschneidung [Verkleinerung der Klitoris] ist aber nicht für alle Mädchen gedacht, sondern nur für einige. Wir müssen alle Mädchen zu einem muslimischen Arzt bringen, der darauf spezialisiert ist und bestimmt, ob sie eine Khifadh-Beschneidung brauchen oder nicht. Wenn ein Mädchen eine Beschneidung benötigt, sollten wir sie durchführen und falls sie es nicht braucht, dann sollten wir es lassen.“
Keuschheit als Ziel der Beschneidung
„Im Jahr 2001 führte das Zentrum für Bevölkerungsforschung der Al-Azhar- Universität eine Untersuchung über die Keuschheit ägyptischer Mädchen und den Zusammenhalt der ägyptischen Familie durch. Sie nahmen eine repräsentative Stichprobe der ägyptischen Gesellschaft und legten Kriterien zur Bestimmung der Keuschheit ägyptischer Mädchen fest.
Das erste Kriterium war die Khifadh-Beschneidung der Mädchen, das zweite ihre Sittsamkeit. Beim dritten Kriterium ging es darum, wie Mütter das Verhalten ihrer Töchter bewerten. Und als letztes um die Einhaltung der Gebete. […] Sehen Sie, in Ägypten gibt es 4,5 Millionen alte Jungfern. Das sind Frauen, die das 30. Lebensjahr erreicht haben, ohne jemals einen Heiratsantrag erhalten zu haben. Wir haben also ein Jungfrauenproblem in der arabischen Welt und das letzte, was wir wollen ist, dass sie sexuell erregt sind. Eine Beschneidung macht die Mädchen, bei denen sie erforderlich ist, keusch, würdig und rein.“
Quelle: www.memritv.org (Clip No. 1090)