Christliche Mission ist Feindschaft gegen die Türkei

Institut für Islamfragen

Erst kommt die Christianisierung, dann die Unterwerfung unter den Westen

(Institut für Islamfragen, mk, 16.05.2006) In der für ihre nationalistisch-islamistische Ausrichtung bekannten türkischen Tageszeitung „Yeni Mesaj“ erörtert Prof. Dr. Ibrahim Arslanoglu die Frage, ob christliche Missionare als verlängerter Arm des Westens in der Türkei eine ernst zu nehmende Gefahr seien oder nur unter falschem Verdacht ständen. Arslanoglu gibt an, der Auftrag der christlichen Mission sei die Verbreitung des Neuen Testamentes unter Nichtchristen. Deshalb, so zitiert Arslanoglu einen Herrn Adin mit den Worten:

„könne ein Missionar einmal als Soldat, einmal als Arzt, dann wiederum als Lehrer oder als Friedliebender auftreten“.

Das Ziel der christlichen Mission sei demnach erstens, das türkische Volk von seiner Kultur und seinem Glauben (dem Islam) zu entfremden, anschließend sie zu Christen zu machen und sie dann den kolonialistischen westlichen Mächten zur Verfügung zu stellen. Ein Volk, das seinen Glauben verliere, sei zum Tod verurteilt. Als negatives Beispiel für Arslanoglu gilt Attila und sein Reich, der 453 n.Chr. als König unter den Hunnen starb. So seien die Enkel Attilas völlig in die europäischen Völker assimiliert worden, weil sie ihre Kultur verloren hätten und Christen geworden seien. Als weiteren Beweis für einen Betrug durch Missionare zitiert Arslanoglu einen Afrikaner:

„Als die Christen kamen, hielten sie in der Hand nur das Neue Testament, aber wir hatten das Land. Sie sagten uns, wir sollten die Augen schließen und beten. Als wir unsere Augen öffneten, hatten sie unser Land und wir nur noch das Neue Testament.“

Arslanoglu führt Zitate von J. Danielou an, der von den Methoden der Missionare spricht: Sie bauen in den jeweiligen Ländern Kirchen und suchen Leute, die diese Kirchen am Leben halten. Dann zeigen sie den Menschen, dass das Christentum die westliche Kultur vorangebracht habe. Arslanoglu kommt zum Urteil:

„Aller Missionsarbeit, egal ob von Orthodoxen, Katholiken oder Protestanten, ist es nicht um die Verbreitung des Christentums in der Türkei bestellt, sondern um eine Gegnerschaft gegen die Türkei und um die Bewahrung der Interessen des Westens, und dazu zähle ich alle Tätigkeiten, religiöse und nicht religiöse. Ja, ich zähle dazu auch alle Angriffe, die ehrlich auf religiösen Überzeugungen beruhen und die nicht auf die Ausbeutung des türkischen Volkes gerichtet sind.“

Arslanoglu zitiert eine weitere Person, Atilla Ilan, der behauptet, dass alle Islamfeinde ehemalige Konvertiten aus dem Islam seien. Besonders zwei bekannte türkische Autoren werden angeführt, die nicht namentlich genannt werden (es handelt sich vermutlich um Emir und Ergun Caner), die aus dem Islam heraus Christen wurden. Das Problem, so Arslanoglu, seien nicht die Konvertiten (zum Christentum), sondern die Frage, ob eine Person gegen die Türkei Stimmung mache.

Arslanoglu holt an dieser Stelle zu einem Schlag gegen den Ministerpräsidenten Erdogan und seine regierende AK-Partei aus. So sei auch eine Islamliebe abzulehnen, die gleichzeitig das Türkentum ablehne. Arslanoglu zitiert den Ministerpräsidenten Erdogan, wie er als Kind seinen Großvater fragte:

„Sind wir Türken oder Muslime?“

Dieser antwortete:

„Mein Sohn, wenn wir morgen sterben, werden wir (vor Gott) nicht gefragt, ob wir Türken sind oder nicht, sondern ob wir Muslime sind oder nicht.“

Arslanoglu erwähnt in sarkastischem Ton, dass der heutige Ministerpräsident damals die Frage ja wohl auf Türkisch gestellt habe. Viele wissen doch, so Arslanoglu, dass es keinen homogenen Islam gebe, sondern die Unterschiede zwischen türkischem, arabischem, und persischem Islam groß seien.

Quelle: www.yenimesaj.com.tr/index.php

Kommentar: Die offensichtliche Vermischung von radikalem Türkentum und islamischer Religion macht es allen schwer, die eine selbstkritische Haltung in der Türkei fördern. Jegliche christliche Arbeit und ehrliche christliche Lebensäußerung in der Türkei wird damit verteufelt und zur Unterdrückungsarbeit des antitürkisch-antiislamischen Westens erklärt. Gleichzeitig werden die innertürkischen Zerwürfnisse offensichtlich: Da ist einerseits Erbakan, der den pantürkisch-islamischen Traum wie viele andere Moscheevereine in Deutschland weiter träumte. Da ist andererseits Erdogan, der sich von seinem früheren Wohltäter und Parteivorsitzenden Erbakan trennte und eine Einstellung vertritt, die den Islam an erste Stelle setzt und an zweiter Stelle das Türkentum als untergeordnete Identität.