Islam-Karikaturenstreit und die Folgen für Christen

Institut für Islamfragen

Muslime machen Christen in mehrheitlich muslimischen Ländern das Leben schwer

(Institut für Islamfragen, mk, 21.02.2006) Die „bekannten“ Zeichnungen, die Muhammads Leben und Haltung karikierten, waren bereits im September 2005 von der dänischen Zeitung „Jyllands Posten“ veröffentlicht worden. Noch bevor sie in einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurden, kam es in der Türkei zu zunehmend antichristlichen Medienberichten und Vorgängen. So wurde ein türkischer Pastor in Mersin im Januar von vier Personen, die vorgaben Christen zu sein, zusammengeschlagen. Viele christliche Ausländer erhalten keine Aufenthaltsgenehmigungen mehr und müssen die Türkei verlassen. In einem Fall wurde einem christlichen Geschäftsmann ohne triftigen Grund sogar die Wiedereinreise verweigert. Positiv müssen allerdings manche Polizeidienststellen erwähnt werden, die sich während des Karikaturenstreits freundlich um den Schutz der bestehenden türkisch-christlichen Gemeinden kümmerten, so z. B. in Izmit bei Istanbul.

Proteste in der muslimischen Welt gipfelten in Angriffen auf die dänischen Botschaften in Syrien, Iran und Libanon sowie im Tod von zehn Menschen in Afghanistan. Im Irak, wo am 29. Januar 2006 sechs Bomben vor Kirchen in Kirkuk und Bagdad gleichzeitig explodierten und mindestens 22 Verletzte verursachten, ist die Distanzierung von den Karikaturen für die Christen zu einer Sache von Tod und Leben geworden. Zu weiteren Opfern gewalttätiger Karikaturenproteste gehören zwei christliche Schulen im pakistanischen Peshawar, wo Fenster eingeschlagen und Kinder verprügelt worden sind.

Der katholische Pater Andrea Santoro wurde in der Türkei/Trabzon zweimal in den Rücken geschossen, als er am Sonntag, dem 5. Februar 2006 in der katholischen Kirche Santa Maria betete. In der Stadt Trabzon am Schwarzen Meer sind in den letzten Wochen zudem mehrere Protestanten angegriffen worden. Nach Pater Santoros Tod berichteten türkische Medien, der Priester sei missionarisch tätig gewesen, und in der Zeitung „Hurriyet“ wurde ein anderes Mordmotiv vorgeschlagen: Der Priester habe dem Täter angeblich $100 pro Monat für die Teilnahme an der Messe gezahlt und den Betrag kürzlich verringert (!). Asia News gegenüber sagte der katholische Bischof von Anatolien, Luigi Padavese, dass in Izmir ein Priester von Jugendlichen angegriffen wurde, die ihm an die Kehle gingen und „Wir werden euch alle töten!“ schrieen.

Die besonders vom Iran und Syrien künstlich aufgeputschten Proteste gegen die Muhammad-Karikaturen in der islamischen Welt führen zu einer Islamphobie und einem Siegeszug des Islamismus. Selbst der EU-Chefdiplomat Javier Solana habe sich, so die türkische Tageszeitung „Türkiye“ in ihrer Ausgabe vom 14.02.06 bei Ekmeleddin Ihsanoglu, dem Vorsitzenden der Islamischen Konferenz (ein lockeres Bündnis aus 57 muslimischen Staaten), so geäußert:

„Wir wollten nie die Gefühle verletzen. Das war nie unsere Absicht und wird es nie sein. Seien Sie sicher, dass wir das maximal Mögliche tun werden, damit sich das nicht wiederholt. Denn wir brauchen einander.“

Damit hat Solana dem Islam einen Schutz versprochen, unter dem nicht einmal das heimische Christentum steht.

Quelle:

  • www.turkiyegazetesi.com/news/home/
  • www.aksam.com.tr/haberpop.asp
  • www.hurriyet.com.tr/gundem/3916842.asp

Kommentar: Die Türkei möchte als Vermittler zwischen Islam und Christentum fungieren und damit seine geschichtliche Führerrolle im Islam wiedergewinnen. So warnte der türkische Außenminister Gül vor dem Kollaps der Brücke des guten Miteinanders zwischen Islam und Europa. Die Türkei gehöre zu beiden Welten, dem Islam und Europa und könne nach der heftigen Erschütterung durch den Karikaturenstreit wieder für Versöhnung sorgen, wenn das gewünscht werde. Ministerpräsident Erdogan schrieb einen Brief an die Staats- und Regierungschefs aller Länder, mit denen sein Land diplomatische Beziehungen unterhält. Darin heißt es, die Türkei unterstütze alle Bemühungen um einen Dialog, um Versöhnung und Integration. Wenn wir die Situation der Christen in der Türkei betrachten, fällt es uns schwer, das zu glauben.