Macht ein Mobiltelefon das rituelle Gebet der Muslime ungültig?

Institut für Islamfragen

Handys im Gottesdienst – auch ein Problem beim Moscheegebet

(Institut für Islamfragen, mk, 15.03.2006) Mit der neuen Technologie ergeben sich für Muslime auch ganz neue Fragen. In der türkischen Tageszeitung „Zaman“ beantwortet Ahmed Sahin Fragen eines Lesers. Dieser Fragesteller ließ beim islamischen rituellen Gebet versehentlich das Mobiltelefon an. Es klingelte auch prompt, er schaltete es mit einer Hand aus, doch die Mitbeter wurden gestört und warnten ihn, dass sein Gebet damit ungültig geworden sei. Sahin zitiert aus der islamischen Rechtswissenschaft den Text:

„Das rituelle Gebet wird ungültig, wenn man ‚viel‘ nebenher macht, wenn man aber nur wenig nebenher aktiv ist, wird das rituelle Gebet nicht ungültig.“

Er führt weiter aus:

„Wer eine Sache, die mit dem Gebet nichts zu tun hat, mit einer Hand erledigt und sie nicht mehr als zweimal wiederholt – sich z. B.kratzt – dessen Gebet wird dadurch nicht ungültig. Wer aber beide Hände für diese andere Tätigkeit benutzt, macht sein Gebet ungültig und ist verpflichtet, es zu wiederholen. Wer also zwei Hände braucht, um sein Mobiltelefon zum Schweigen zu bringen, muss sein rituelles Gebet wiederholen, ebenso der, der es mehr als zweimal mit einer Hand zum Schweigen bringt.“

Quelle: www.zaman.com.tr

Kommentar: Diese Feinheiten erinnern an eine äußerlich stark reglementierte Religion, der es nicht in erster Linie um das Herz – die innere Haltung der Betenden – geht, sondern um ein äußerlich korrektes Verhalten. Das „Namaz“ oder „Salat“, also das rituelle Gebet, ist vom islamischen Verständnis her Pflicht und muss fünfmal täglich zu bestimmten Zeiten wiederholt werden. Dabei geht es immer um den gleichen Inhalt und den gleichen Ablauf von Bewegungen. Alles, was davon abweicht, macht das Gebet nach islamischem Verständnis ungültig; der Betende muß von vorne beginnen. Das Gebet besitzt zudem nur Gültigkeit, wenn es auf Arabisch gesprochen wird, wobei die Mehrheit der Muslime nicht die arabische Sprache beherrscht. Das heißt, viele Muslime beten in einer ihnen fremden Sprache. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass sehr viele, wenn nicht die Mehrheit der Muslime weltweit dieses rituelle Gebet nicht wie vorgeschrieben fünfmal täglich ausführt. Von rund 1,3 Mrd. Muslimen sprechen nur etwa 200 Mio. Muslime Arabisch als Muttersprache; nur sie verstehen daher die vorgeschriebenen Worte des Gebets.