Muslimische Vertreter wandten sich in einem offenen Brief an den Papst

Institut für Islamfragen

Fortsetzung eine friedlichen Dialoges wird gewünscht

(Institut für Islamfragen, mp, 28.10.2006) In einem offenen Brief haben sich führende muslimische Vertreter an Papst Benedikt XVI. gewandt. Sie gehen darin auf die Diskussionen und Proteste ein, die sich an der Vorlesung des Papstes in Regensburg am 12.09. entzündet hatten.

Initiiert wurde das Schreiben vom jordanischen Königshaus, Unterzeichner sind unter anderem der Großmufti von Russland, von Bosnien-Herzegowina, von Slowenien und Istanbul sowie führende Korangelehrte aus den USA, den VAE und anderen Ländern. Am 15.10. wurde der Brief vom jordanischen Königshaus an den päpstlichen Vertreter in Amman übergeben. Die Zeitschrift „Islamica Magazine“ hatte den Text schon einen Tag vorher im Internet veröffentlicht, er wurde von anderen Zeitschriften jedoch nur zögerlich aufgegriffen.

In höflichem und zuvorkommendem Ton nehmen die Gelehrten das Bedauern des Papstes an und zeigen sich erfreut über seine Klarstellungen in der Debatte. Gleichzeitig stellen sie jedoch Fehler in seiner Argumentation während der Vorlesung fest.

So betonen sie unter anderem, dass die Bezeichnung „Heiliger Krieg“ in dieser Art und Weise im islamischen Sprachgebrauch nicht existiere. Das entsprechende Wort „Dschihad“ müsse man eher mit „Anstrengung auf dem Weg Gottes“ übersetzen, doch diese Anstrengung oder Bemühung könne viele verschiedene Ausdrucksformen haben. Gewalt sei nicht zwangsläufig damit verbunden. In diesem Kontext verurteilen die muslimischen Vertreter die Anschläge auf eine katholische Nonne und ähnliche Gewalttaten zutiefst und betonen nachdrücklich, dass Gewalt im Namen der Religion dem Wesen Gottes widerspricht.

Den vom Papst in seiner Vorlesung zitierten Gelehrten Ibn Hazm nennen sie in ihrem Schreiben eine „marginale Persönlichkeit“, deren Bedeutung weit hinter der von Theologen wie al-Ghazali zurückstehe. Er habe einer Rechtsschule angehört, welcher heute niemand in der islamischen Welt mehr folge. Des Weiteren ließen sich in der Rede des Papstes einige Vereinfachungen in der Bewertung des Wesens Gottes feststellen, welche schnell zu Missverständnissen führen könnten.

Insgesamt wünschen sich die Initiatoren jedoch die Fortsetzung eines friedlichen Dialoges zwischen Christen und Muslimen und betonen die Gemeinsamkeiten der abrahamitischen Religionen. Nur das Vermeiden von Fehlern aus der Vergangenheit könne zu einem friedlichen Zusammenleben voller gegenseitigem Respekt in der Zukunft führen, so der Schlusssatz des Briefes.