Türkei will Islam von Frauenfeindlichkeit befreien

Institut für Islamfragen

Leiter des türkischen Religionspräsidiums verspricht eine Bereinigung der islamischen Traditionssammlung von Frauen degradierenden Aussagen

(Institut für Islamfragen, mk, 20.02.2006) Ali Bardakoglu, Vorsitzender des islamischen Religionspräsidiums (Diyanet) will die Islamauslegung von ihrer Vorherrschaft durch Männer befreien. Insbesondere müßten einige Überlieferungen in den Traditionssammlungen bereinigt werden, wenn sie gegen Frauen abwertende Aussagen machten, so Bardakoglu. Sein Präsidium arbeitet daran, die islamischen Hadithe von solchen falschen, erfundenen Aussagen über Frauen zu befreien, erklärte Bardakoglu am 13.02.2006. Laut Bardakoglu sei nicht der Islam, sondern die Praxis in den islamischen Ländern schuld an einer herabsetzenden Behandlung von Frauen. So habe sich bereits Muhammad für die Schwachen, insbesondere für Frauen eingesetzt. Es sei in der islamischen Geschichte bis heute so gewesen, dass verschiedene Personen ein und dasselbe Buch (den Koran) ausgelegt hätten, die einen freundlich und versöhnlich in Bezug auf die Geschlechter, die anderen aber radikal und verletzend. Man könne nicht behaupten, dass die Stellung der Frau in der islamischen Welt gut sei, gab Bardakoglu zu. Das müsse sich schnellstens ändern. Hoffnungsvoll sei im Jahr 2005 die Zusammenkunft mit Religionsbeauftragten aus vielen islamischen Ländern in Mekka gewesen, welche die Situation der muslimischen Frau diskutierten. Das Religionsministerium hofft, 2007 eine Buchserie zum Leben Muhammads zu veröffentlichen, das diese falschen Einstellungen korrigieren soll.

Quelle: www.sabah.com.tr/gnd106.html

Kommentar: Im innerislamischen Streit um ein toleranteres Verständnis der Stellung der Frau wird sich wohl nur langsam etwas bewegen. Denn es gibt unzählige Überlieferungen, wie Muhammad selbst Frauen herabgesetzt hat. Selbst im Koran finden wir eine nicht wegzudiskutierende Diskriminierung der Frau, was das Eherecht, das Erbrecht, die Bewertung ihres Zeugnisses und ihre religiöse Gleichberechtigung angeht. Die zweite Frage, die sich hier ergibt, lautet natürlich: Wenn einige Überlieferungen als „unecht“ aus den von Muslimen allgemein anerkannten Sammlungen mit Überlieferungstexten gestrichen werden – wo fängt man an und wo hört man auf? Und: Werden dann auch Texte aus dem Koran entfernt?