Europäische Muslime fühlen sich unter Generalverdacht gestellt
(Institut für Islamfragen, mk, 02.10.2006) Die türkische islamistisch geprägte Tageszeitung „Yenimesaj“ warnt vor der zunehmenden Gewalt gegen Muslime im Westen. Der Westen habe Vorurteile und behandle Muslime sozial ungerecht. Das alles sei durch die Islamphobie entstanden, die eine regelrechte Islamfeindschaft hervorgebracht habe. So habe der amerikanisch muslimische Zusammenschluss „Cair“ in seinem Jahresbericht 2005 1.972 Fälle dokumentiert, in denen Muslime Gewalt ausgesetzt oder benachteiligt worden seien. Das sei eine Steigerung um 29,6% gegenüber dem Vorjahr.
In Großbritannien würden bei einer muslimischen Bevölkerung von 2 Mio. Menschen und den U-Bahn-Anschlägen vom Juli 2005 Tausende Muslime als Sicherheitsrisiko eingestuft. Muslimische Vereine ständen unter einem Generalverdacht. Vor fünf Jahren sei es im englischen Norden, in Oldham, zu einer tagelangen Straßenschlacht zwischen europäischen und asiatischen Jugendlichen gekommen. Alle Bemühungen zur Integration seien hier vergeblich, weil die Betreffenden lieber in ihren geschlossenen Gruppen weiterleben wollten. Mehr als die Hälfte der muslimischen Bevölkerung in England sei unter 25 Jahren alt. Ihre Arbeitslosenrate sei dreimal höher als im Landesdurchschnitt. Nur diese Arbeitslosigkeit und die die daraus folgenden ökonomischen Probleme trieben die muslimischen Jugendlichen in die Hände radikaler Gruppen, folgert Yenimesaj.
Quelle: www.yenimesaj.com.tr/index.php
Kommentar: Offizielle Schätzungen über die Zahl der Muslime in Großbritannien belaufen sich mittlerweile auf 2,5–3 Mio. Menschen. Yenimesaj sieht als Grund für die zunehmende Radikalisierung und Gewaltbereitschaft der islamischen Jugend in Europa nur die europäischen Problemen des nichtmuslimischen, ja antimuslimischen Umfelds. Dem muss entgegen gehalten werden, dass gerade durch antiwestliche Moscheepredigten die Tür von innen zugeschlagen wird, die es den Jugendlichen schwer macht, aus der Gemeinschaft auszubrechen. Wenn der christliche Glaube und Christen geringgeschätzt und ihre Religion als überholt betrachtet werden und gleichzeitig keinerlei Selbstkritik an der eigenen Gemeinschaft geübt wird, kann es nur zu einer Abschottung kommen, die besagte Folgen für das ganze Land hat. Anderer Meinung kann man in Glaubensdingen immer sein, aber wenn Gewalt durch den Glauben gerechtfertigt und nicht bekämpft wird, ist das zutiefst verwerflich.