Staatsanwaltschaft nimmt die Namen aller am Christentum Interessierten seit 2005 in ihre Akten auf
(Institut für Islamfragen, mk, 23.11.2007) Laut Berichten der türkischen Tageszeitung „Milliyet“ übernimmt ein türkischer Staatsanwalt derzeit Daten aus den Computern der am 18.04.2007 in Malatya ermordeten drei Christen auf. In den Festplatten sind Namen, Adressdaten sowie kurze Notizen über diejengenigen gespeichert, die seit dem Jahr 2005 Interesse am Christentum gezeigt haben. So finden sich dort Formulierungen zu Personen wie z. B. „er interessiert sich nur für unsere Veröffentlichungen“, „er möchte keinen Besuch“ oder „er ist sehr interessiert an unseren Sendungen“. Diese Kurzinformationen wurden detailliert in die Berichte der Staatsanwaltschaft aufgenommen ebenso wie eine Übersicht, in welchem Landesteil der Zirve-Verlag aus Malatya aktiv war und mit wem die Mitarbeiter gesprochen haben
Quelle: www.milliyet.com.tr/2007/11/20/guncel/agun.html
Kommentar: Laut türkischem Grundgesetz wird sowohl die freie Glaubensausübung als auch die Verbreitung des eigenen Glaubens garantiert. Es muss allerdings befürchtet werden, dass die Veröffentlichung der Verlagsdaten vom Zirve-Verlag, die zu einer besseren Betreuung Interessierter dienen sollten, nun zu einer Gefährdung derjenigen führen könnte, die dort genannt werden. Zumindest könnte die Bekanntgabe dieser Personeninformationen dazu führen, dass interessierte Menschen sich zukünftig zurückhaltender verhalten. Heute, am 23.11.2007 soll es einen ersten Gerichtstermin im Mordfall von Malatya geben.
Dass die Sorge um die offiziell gewährleistete Religionsfreiheit nicht unberechtigt ist, zeigt der Prozess gegen zwei türkische Christen, Hakan Tastan und Turan Topa, die seit dem 23.11.2006 vor Gericht stehen, weil sie anderen Interessierten von ihrem christlichen Glauben erzählt haben. Nach Hausdurchsuchungen stellte die Polizei 5.000 Adressen von Interessierten „sicher“. Der nächste Gerichtstermin für Tastan und Topal ist der 29.11.2007.