Türkei: Koranplakat an Istanbuler Moschee warnt vor Christen

Institut für Islamfragen

Sure 5,51 warnt Muslime davor, Christen zu Freunden zu nehmen oder als politische Leiter einzusetzen

(Institut für Islamfragen, mk, 19.12.2007) Zu einer Diskussion in den türkischen Medien führte ein Plakat an der Zeynep Sultan Moschee in Istanbul, das aus dem Koran den Beginn von Sure 5 Vers 51 zitierte:

„O ihr Gläubigen, nehmt weder Juden noch Christen zu Freunden … “.

Die liberale türkische Tageszeitung „Hürriyet“ mit ihrem Schriftleiter Ertugrul Özkök vermutete, dass dieser Koranvers aus böser Absicht gewählt worden sei. Der zuständige Müfti (eine Art Dekan) des touristischen Eminönü-Stadtteils im Gebiet der besagten Moschee, Muharrem Bilgic, sagte dazu:

„Ich werde sofort eine Verwarnungsmitteilung schreiben und das (Plakat) sofort entfernen lassen. Koranverse können nicht diskutiert werden. Aber nicht jeder Vers passt überall hin.“

Auch die Diyanet – das türkische Religionspräsidium -wurde befragt und gab durch den Diyanet-Mitarbeiter Izzet Er Auskunft, man ermutige zwar zum Aufhängen von Koranversen, aber nicht alle Koranverse passten in jede Situation:

„Wir haben keine solche Haltung gegen unsere christlichen und jüdischen Mitbürger.“

Als Diyanet befand man diesen Schriftzug an besagter Moschee für nicht richtig. „Es hätten andere, das tägliche Leben betreffende Koranverse sein können“, schließt die Bewertung der Diyanet.

Der als eher liberal bekannte Prof. Dr. Yasar Nuri Öztürk kommentiert besagten Koranvers und das Wort „Freunde“ damit, dass man weder Juden noch Christen zu Erziehungsberechtigten oder Verantwortlichen einsetzen sollte. Weder Juden noch Christen dürfen nach dieser Interpretation eine Leitungsfunktion in öffentlichen Fragen einnehmen und auch nicht dazu eingesetzt werden, so Öztürk. Wer Juden oder Christen zu Leitern von Muslimen mache, lenke den Zorn Allahs auf sich, zitiert die stark islamorientierte Tageszeitung „Vakit“ Herrn Öztürk.

Die islamistische Tageszeitung „Yenicaggazetesi“ vom 24. November 2007 gibt sogar vor zu wissen, dass es sich um einen von den USA und Europa aus gesteuerten Versuch handele, um schwierige Koranstellen außer Kraft zu setzen. Die Tageszeitung führt den ganzen Koranvers 5,51 als Mahnung an:

„O ihr Gläubigen, nehmt weder Juden noch Christen zu Freunden; denn sie sind nur einer dem anderen Freund. Wer aber von euch sie zu Freunden nimmt, der ist einer von ihnen. Wahrlich, ein ungerechtes Volk leitet Gott nicht“.

Yenicaggazetesi lehnt jeglichen Dialog mit Christen ebenso ab wie jeden Versuch der gegenwärtigen AKP-Regierung, Dialog zu betreiben. Gemäß dieses Verses, so die Zeitung, habe sich die AKP gegen den Koran selbst gestellt und sich damit disqualifiziert. Die Zeitung benennt weitere Koranübersetzungen, z.B. von Hasan Tahsin Feyizli, Feyzül Furkan, die „Freunde“ mit „Eingeweihte, Geheimnisträger, echten Freund, Leiter“ übersetzt. Demnach habe sich die AKP bereits dem Westen „unterworfen“. Indirekt wird auch der Staatsgründer der Türkei, Kemal Atatürk, kritisiert, der sich mit dem Westen verbündete und sich an ihm ausrichtete.

Yenicaggazetesi zitiert eine weitere Koranstelle, um den Sinn der vorigen Sure zu bestätigen: Sure 2,120:

„Juden und Christen werden nicht eher mit dir zufrieden sein, bis du zu ihrer Religion übergehst. Sprich aber: Nur die Unterweisung Gottes ist wahre Richtschnur. Wahrlich, so du ihrem Verlangen nachgekommen wärest, nachdem dir doch Erkenntnis geworden, keinen Schutz und keine Rettung hättest du von Gott zu erwarten“.

Die Zeitung führt weiter an, dass die EU den Inhalt des islamischen Gottesdienstes verändert habe. So schrieb Hans Jörg Kretschmer, Leiter einer europäischen Delegation in der Türkei, an den stellvertretenden Verteidigungsminister der USA, Eric Edelman, dass er beunruhigt sei über den Koranvers aus Sure 3,19, der jeden Freitag in den Moscheen gelesen werde:

„Die wahre Religion vor Gott ist der Islam.“

Dies könnte als Bedrohung der Christen verstanden werden. In einem neuen Predigthandbuch für islamische Lehrer werde diese Koransure nicht mehr erwähnt. Anstelle der Sure werde, so die Tageszeitung Yenicaggazetesi, eine Überlieferung (Hadith) vorgelesen, was ein unislamischer Kniefall vor dem Westen sei.

Quelle: www.yenicaggazetesi.com.tr/haberdetay.php?hit=3669