Türkei: Muslime sollen Missionaren mit Argumenten und nicht mit Gewalt begegnen

Institut für Islamfragen

Konvertiten zum Christentum seien eigentlich gar keine Christen

(Institut für Islamfragen, mk, 08.05.2007) Nach den Morden an drei Christen in der türkischen Stadt Malatya im April d. J. meldet sich der Kolumnenschreiber Ahmed Sahin von der islamischen Tageszeitung „Zaman“ zu Wort, die als Sprachrohr des im amerikanischen Exil lebenden Fethullah Gülen gilt. Er ist ein Missionar des Islam, den er in einer engen Verbindung mit der türkischen Nationalität und dem Türkentum vertritt. Sahins Äußerungen zeigen die Denkweise der entschiedenen, bewusst nicht Gewalt suchenden Muslime in der Türkei.

Sahin gibt an, dass Muslime niemals glauben können, dass christliche Missionare mit ihren Informationen Muslime so beeinflussen könnten, dass sie christianisiert werden. Er fragt: Was könnte ein Muslim gewinnen, wenn er Christ wird? Welchem Mangel würde er dabei abhelfen? Welche Wahrheit gibt es, die es im Islam nicht gibt, aber im Christentum vorhanden ist, weshalb er Christ werden müsste, um diese Wahrheit zu finden? So einen Mangel gibt es seiner Ansicht nach bei Muslimen nicht!

Sahin argumentiert weiter, dass Muslime Jesus als Prophet Gottes und das Evangelium als ein Buch von Gott akzeptieren. Deshalb müsse man doch kein Christ werden, schließt er. Was also bringen die christlichen Missionare Neues, wenn Muslime doch alle diese Dinge schon kennen? Alle vergangenen Bücher und Propheten, beginnend mit dem ersten Menschen Adam, werden von Muslimen verehrt. Laut Sahin gebe es im Islam keinen heiligen Wert, der von Muslimen abgelehnt werde und den die Missionare die Muslime oder ihre Kinder erst lehren müssten, damit sie Christen werden. Im Koran habe, so Sahin, ein wahres Christentum seinen Platz. Aber im Christentum der Islam nicht. Deshalb sei es richtig, christliche Missionare zum Islam einzuladen. Aber wenn Missionare Muslime zum christlichen Glauben rufen, sei das falsch. Denn im Christentum gebe es ja keinen Raum für den Islam, da das Christentum eine mangelhafte Religion sei.

Wenn aber Missionare sagen: „Jesus ist nicht der Prophet Gottes, sondern sein Sohn!“ könne man sagen, dass selbst die eigenen (christlichen) „aufgeklärten“ Theologen das nicht akzeptieren. Wie sollen das dann Muslime akzeptieren und sagen, dass Allah der Vater sei und Jesus sein Sohn? Ein aufgeklärt denkender Muslim kann also niemals Christ werden, folgert Sahin. Aber dass Christen Muslime werden, sei in wissenschaftlicher Sicht klug und weise. Denn forschende Christen würden erkennen, dass sie ihren Propheten Jesus und ihr Buch sehr wohl im Koran beachtet finden. Daher werde ihnen nichts Fremdes aufgedrängt. Für Muslime, die zum Christentum eingeladen werden, gelte dies aber nicht, da dort weder von Mohammed noch vom Koran die Rede sei. Muslime verlieren bei einem Religionswechsel demnach viel, kreidet Sahin an. Wer als Muslim das Christentum annimmt, lehnt damit alle Propheten und von Gott gegebene Offenbarungen ab und kann daher eigentlich auch nicht mehr als Christ gelten oder als jemand, der einer Offenbarung Gottes folgt. Deshalb sollten Muslime christlichen Missionaren nicht mit Gewalt begegnen, sondern mit Wissen, denn das entspräche dem Islam, schließt Sahin seine Überlegungen ab.

Quelle: www.zaman.com.tr/webapp-tr/yazar.do?yazino=534101

Kommentar: Das Amt für Religiöse Angelegenheiten, „Diyanet“, ließ durch seinen Mitarbeiter Prof. Dr. Muhammet Sevki Aydin verlauten, dass christliche Missionsarbeit unter dem Schutz der Meinungsfreiheit stehe. Nun wird die Debatte anders geführt. Aydin vertritt, wie Sahin in o.g. Artikel, die einzige Antwort auf die christliche Mission sei es, den islamischen Glauben richtig zu verbreiten. Es geht also um eine Reislamisierung der Türkei. Dass sich manche Muslime eine Hinwendung zu Jesus Christus aus freien Stücken nicht vorstellen können, zeigt allerdings die fehlende Beschäftigung mit der Thematik. Es ist hier offensichtlich schwer zu ertragen, dass jemand anders denken könnte. Wenn Muslime Christen werden, dann geschieht das in Wirklichkeit, weil sie z. B. von der Gewissheit der Sündenvergebung angezogen werden, denn im Islam ist eine solche „Heilsgewissheit“ nicht möglich. Christen, die früher als Muslime Allah vor allem als den kannten, dem sie sich – manchmal voller Angst- unterwerfen mussten, freuen sich jetzt, Kinder Gottes geworden zu sein und helfen anderen Menschen aus Dankbarkeit gegenüber Gott, nicht aber, um gute Werke vor Gott anzusammeln, während besonders im Volksislam die Auffassung verbreitet ist, dass gute Werke böse Taten aufwiegen und im Letzten Gericht die guten Taten überwiegen müssen.