Türkei: Leiter des Religionspräsidiums gegen alevitische Versammlungsräume

Institut für Islamfragen

Türkisches Religionspräsidium gegen Religionsfreiheit der Minderheit der Aleviten

(Institut für Islamfragen, mk, 27.04.2008) Der Parlamentarier Süleyman Yagiz hatte eine Anfrage an Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan gerichtet mit der Bitte, alevitischen Versammlungsräumen (Cemevleri) einen offiziellen Status als Plätze religiöser Anbetung zu geben. Darauf erging eine ablehnende Antwort. Der Leiter des türkischen Religionspräsidium DIB, Ali Bardakoglu, antwortete, eine solche Anerkennung würde die bereits vorhandene Abspaltung des Alevismus vom türkisch-sunnitischen Islam weiter verfestigen. Alle Moscheen in der Türkei gehörten, so Bardakoglu, allen islamischen Glaubensgruppen. Laut Bardakoglu habe es in der islamischen Geschichte keine Muslime gegeben, die eine alternative Moschee gegründet hätten. Deshalb seien die alevitischen Versammlungsräume auch keine alternativen Moscheen. Parlamentarier Süleyman Yagiz lehnte die Einstellung und die Argumente Bardakoglus entschieden ab.

Quelle: www.zaman.com.tr/haber.do?haberno=675399

Kommentar: Wenn alle Moscheen in der Türkei für alle Glaubensgruppen offen wären, könnten sich auch Christen dort versammeln und ihren christlichen Glauben bezeugen. Dann könnte man sich sehr wohl mit einer solchen Antwort auch für Aleviten zufrieden geben. De facto sind Moscheen nur Versammlungsstätten für Anhänger des sunnitischen Islam.

Einige Aleviten verstehen sich als eigenständige Religionsgemeinschaft, andere als eine muslimische Gruppierung. Aleviten beten im Allgemeinen nicht fünfmal am Tag und besuchen auch nicht am Freitag die Moschee, sondern versammeln sich in eigenen Versammlungshäusern. Männer und Frauen kommen zu rituellen Tänzen unter der Leitung von Ältesten (dedeler) zusammen und haben auch einige schiitische Elemente in ihre Religion inkorporiert (wie eine starke Verehrung Alis, des vierten Kalifen). Aleviten leiden in der Türkei durch ihre Vereinnahmung durch den sunnitischen Islam, von dem sie sich nicht vertreten fühlen.