Aleviten kämpfen in der Türkei für ihre Rechte

Institut für Islamfragen

Großdemonstration bringt ihnen Beachtung und Entgegenkommen der türkischen Religionsbehörde ein

(Institut für Islamfragen, mk, 05.03.2009) In den letzten Monaten haben türkische Aleviten in der Türkei vermehrt für ihre verfassungsrechtlich garantierten Rechte gekämpft. Im November 2008 kam es zu einer Großdemonstration von 50.000 Aleviten in Ankara, die lautstark ihre in der Verfassung garantierten Rechte einforderten. Dadurch wurden die Aleviten zum Tagesgespräch. Die Regierung erklärt sich seither bereit, mit Vertretern der alevitischen Gemeinschaft zu Gesprächen zusammen zu treffen.

Laut Definition der türkisch-islamischen Religionsbehörde DIB gehören die Aleviten zum Islam. Tatsächlich handelt es sich jedoch eher um eine Mischreligion mit Elementen des schiitischen Islam, des Hinduismus, des Christentums und anderer Glaubensinhalte. Den Aleviten wird in der Türkei eine eigenständige Religionsausübung in eigenen Anbetungsstätten verweigert, den sogenannten alevitischen „Cemevi“. Die aus den Steueraufkommen der auch von Aleviten finanzierten Religionsbehörde DIB hat ihnen bisher keine finanzielle Unterstützung zugestanden und sich geweigert, Versammlungshäuser (Cemevi) anzuerkennen. Aleviten werden also ungerechtfertigterweise dem sunnitischen Islam in der Türkei zugerechnet. Schwere Verfolgungen wie die Ermordnung des alevitischen Predigers Pir Sultan Abdal im 16. Jahrhundert, einige Morde an Aleviten in Kahramanmarasch und ein Brandanschlag 1993 in einem Hotel in Sivas, bei dem 33 Alevitens umkamen, liegen wie ein Schatten auf der Beziehung zwischen beiden religiösen Gruppen. Seit 1980 verfolgte die DIB die Politik, sunnitische Moscheen in rein alevitischen Dörfern zu errichten und hat teilweise eine regelrechte Sunnitisierung der Aleviten betrieben. Seit 2005 kämpfen die Aleviten offen für ihre Rechte vor türkischen Gerichten. Der 68-jährige Izzettin Dogan gilt heute als einer der Führer der türkischen Aleviten [türk. „dede“], der die öffentliche Diskussion zugunsten der Aleviten bestimmt, obwohl er unter den Aleviten selbst nicht unumstritten ist.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan nahm Ende November 2008 unter Mitarbeit des AKP-Mitglieds Reha Camuroglu, der alevitischer Herkunft ist, eine Roadmap in Angriff, die sich mit der Thematik des Alevitentums beschäftigen soll. Auf einem zweitägigen Gipfeltreffen aller alevitischen Minderheitengruppen soll es zu einer Einigung über zukünftige Schritte auf dem Weg zu mehr Freiheit für die alevitische Minderheit kommen.

Quelle:

  • www.hurriyet.com.tr/english/domestic/10465241.asp?scr=1
  • www.todayszaman.com/tz-web/detaylar.do?load=detay&link=160150
  • news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7754218.stm
  • www.hurriyet.com.tr/english/domestic/10449197.asp?scr=1