Die Vermeidung von Streitthemen könnte eine Annäherung zwischen Sunniten und Schiiten bewirken
(Institut für Islamfragen, dh, 17.07.2009) In einer Videoaufnahme von 31. August 2006 berichtet Dr. Yusuf al-Qaradawi, Vorsitzender der Internationalen Muslimliga, von seinen Diskussionen mit den höchsten schiitischen Autoritäten im Iran. Einige Zitate:
„Vor etwa 8 Jahren habe ich den Iran besucht. Damals wurde ich von dem damaligen iranischen Präsidenten, Khatami, persönlich empfangen. Es waren alle führenden Personen anwesend, sowie die höchsten schiitischen Autoritäten. Der Empfang war in der Tat sehr freundlich und feierlich. Ich habe ihnen jedoch gesagt: ‚Wenn Sie eine tatsächliche Annäherung [zwischen Sunniten und Schiiten] anstreben, müssen gewisse Punkte berücksichtigt werden. U. a. müssen wir provokante Themen vermeiden, z. B. müssen Sie aufhören zu behaupten, dass der Koran unvollständig ist.‘ Die meisten Schiiten glauben, dass der jetzige Korantext Allahs Wort ist. Sie legen diesen [jetzigen] Korantext aus und begründen darauf ihren Glauben. Sie sagen jedoch, dass dieser [jetzige] Korantext nicht der vollständige sei. Dieser Koran sei nicht der ganze Koran. Sie sagen, dass der [ursprüngliche] Korantext von Fatima [einer der Töchter Muhammads] zweimal umfangreicher als der heutige Korantext sei … Einige von ihnen [den Schiiten] lehnen diesen Glauben ab. Er ist jedoch ein festverankerter Glaube bei ihnen. ‚Wir müssen aufhören über den Koran zu reden.‘“
„‚Wir müssen aufhören, über die führenden sunnitischen Schriftgelehrten zu sprechen, wie al-Bukhari, Abu Hanifa, Imam Malik, etc. Das allerwichtigste ist aber, dass aufgehört wird, die Weggefährten [Muhammads] zu beschimpfen.‘“
„In den letzten Jahren haben sie [die Schiiten] Ägypten erobert. Ich verfasste ein Buch mit dem Titel: ‚Unsere zu Unrecht angegriffene Geschichte.‘ Vor ein paar Monaten hat jemand mir ein Buch mit dem Titel gezeigt: ‚Ist al-Qardawi der Bevollmächtigte Allahs oder der Bevollmächtigte der Umayyaden?‘ Ich erwartete, dass der Verfasser dieses Buches aus dem Iran, dem Irak oder dem Libanon käme. Zu meiner Überraschung war er aus Ägypten. Ich fragte mich: ‚Kann das wahr sein, ein Schiit in Ägypten? Er wagt sich so weit vor, dass er Yusuf al-Qaradawi widerspricht?‘ Ich verlangte von meinem Sekretär, nach dieser Person zu forschen. Ihm wurde bestätigt, dass dieser Verfasser tatsächlich aus al-Mansoura/Ägypten kommt und vom Sunnismus zum Schiismus gewechselt sei.
Meine Brüder, ich bin für die Annäherung zwischen den [muslimischen] Gruppen. Und zweifellos stehe ich für den Widerstand der Hisbollah. Jedoch akzeptiere ich auf keinen Fall, dass ein sunnitisches Land [von den Schiiten] erobert wird. Denn wenn dies geschehen würde, würde es eine allgemeine Zerstörung verursachen, diese würde alles vernichten. Wir in Ägypten kennen keine Streitigkeiten zwischen den sunnitischen Gruppen. Aber die tägliche gegenseitige Tötung und Massakrierung zwischen Sunniten und Schiiten im Irak kann auch hier [in Ägypten] geschehen, falls die eine Gruppe [die Schiiten] versuchen würden, die andere [Sunniten] zu gewinnen [zum Schiismus zu bekehren]. In diesem Fall werden Menschen dagegen aufstehen, Massaker wären die Folge.“
Quelle: www.youtube.com/watch?v=s1KSaIl68T8