al-Qaradawi verbot den Besuch Jerusalems
(Institut für Islamfragen, dh, 15.05.2012) Dr. Yusuf al-Qaradawi, der Vorsitzende der „International Union of Muslim Scholars“ (IUMS) und einer der prominentesten Rechtsgutachter unserer Zeit, erließ kürzlich ein Rechtsgutachten [Fatwa], das den Besuch Jerusalems für Nicht-Palästinenser verbietet. Der Erlass dieses Fatwas wurde vor allem von palästinensischen Autoritäten als eine Reaktion auf einen unmittelbar davor geäußerten Aufruf des palästinensischen Präsidenten, Mahmoud Abbas, betrachtet: Abbas hatte auf der al-Quds-Konferenz in Doha die arabischen Machthaber dazu aufgerufen, Jerusalem zu besuchen. Dieser Aufruf sei von al-Qaradawi als falsch betrachtet worden, weil er für ihn eine Anerkennung des Staates Israels bedeute.
Der palästinensische Religionsminister Scheich Mahmoud al-Habbash forderte den ägyptischen Rechtsgelehrten al-Qaradawi offiziell dazu auf, sein Rechtsgutachten zu annulieren, denn dieses Rechtsgutachten „widerspricht offensichtlich dem Koran und den Lehren“ [Muhammads, arab.: as-sunna an-nabawiya], so al-Habbash. Außerdem erweise dieses Rechtsgutachten der israelischen Besatzung einen Bärendienst, weil sie das heilige Jerusalem von seiner arabischen und islamischen Umgebung isolieren möchte. Sie wolle keine arabische oder islamische Existenz in Jerusalem dulden, so der Scheich.
Weiterhin sagte er:
„Der Besuch von Jerusalem ist eine religiöse Pflicht und eine politische Notwendigkeit. Es ist [auch] ein legitimes Recht für Muslime und Christen. Für Muslime ist der Besuch von Jerusalem eine heilige Pflicht, die in den authentischen Lehren [Muhammads] vorgeschrieben wurde.“
Und:
„Wenn Muslime Jerusalem besuchen, selbst jetzt, wo es unter der Besatzung steht, kommt dies dem Besuch der al-Haram-Moschee [der Ka’ba in in Mekka] des Propheten Allahs gleich – Allahs Segen und Heil seien auf ihm. Dieser Besuch ereignete sich [d. h., Muhammad besuchte die Moschee von Mekka] nach der Unterzeichnung des Friedenvertrags von al-Hudaibiya, als diese Moschee noch unter der Herrschaft der Polytheisten stand. Damals befanden sich Dutzende von Götzen innerhalb und um die al-Kaaba herum. Trotzdem hat keiner behauptet, dieser Besuch sei eine Anerkennung der Polytheisten und ihrer Herrschaft durch den Propheten Allahs – Allahs Segen und Heil seien auf ihm. Es war ein Akt der Bestätigung des Anrechts [Muhammads] auf die al-Haram-Moschee“ [d.h., auf die Ka’ba].
Al-Habbash hob hervor, er sei bereit, mit jedermann darüber zu debattieren. Er werde seine Argumente anhand der Logik und der Lehren [Muhammads] weiter ausformulieren. Darüber hinaus rief er alle diejenigen, die den Besuch von Jerusalem für unerlaubt erklären, dazu auf, Allah zu fürchten und sich dadurch nicht zu Unterstützern Israels zu machen.
Quelle: gate.ahram.org.eg/UI/Front/Inner.aspx?NewsContentID=177815