Die Stadt Malatya beugt sich dem Druck von Eingaben und lässt drei Gebäude der Armenier zerstören
(Institut für Islamfragen, mk, 04.05.2012) Die türkische Tageszeitung Zaman berichtet von der Zerstörung von drei Gebäuden auf einem armenischen Friedhof in Malatya, die Armeniern gehören und gerade renoviert wurden. Es handelte sich um ein Wächterhäuschen, sanitäre Einrichtung für die Waschungen von Verstorbenen und eine Kapelle. Vor einigen Monaten hatten der Gouverneur des Gebietes Malatya, Ulvi Saran, und der Bürgermeister von Malatya, Ahmet Cakir, mündlich die Erlaubnis für die Renovierung erteilt, nachdem die in Istanbul ansässige Stiftung von Armeniern aus Malatya, HAYDAR, darum gebeten hatte. Diese Erlaubnis war nötig, da das Gräberfeld zwischenzeitlich in den Besitz der Stadt übergegangen war. Doch als Hunderte von Eingaben von besorgten Bürgern eingingen, die davor Angst hatten, dass eine christliche Kirche gebaut würde, ließ die Stadt die drei Gebäude, die sich gerade im Prozess der Rekonstruktion befanden, einfach einreißen. Als Rechtfertigung dafür wurde angeführt, dass es sich um Bauaktivitäten ohne Erlaubnis handele.
In Malatya leben nur noch 100 Armenier und sie haben keine Kirche mehr, um Gottesdienst zu feiern. Der Sprecher der Haydar-Stifung, Garo Paylan, vermutet, dass bestimmte Gruppen hinter diesen Zuschriften stecken, die für das kürzlich verabschiedete Gesetz in Frankreich Rache nehmen wollen, das eine Strafe für das Leugnen der Massaker an den Armeniern im Jahr 1915 in der Türkei festsetzt.
Laut der türkisch-armenischen Nachrichtenagentur Agos stellte Bürgermeister Cakir eine Entschädigung für die Zerstörung der drei Gebäude in Aussicht.
Quelle: www.todayszaman.com/newsDetail_getNewsById.action?load=detay&newsId=270446&link=270446
Kommentar: Malatya ist die Stadt, in der am 18.04.2007 drei Christen in dem christlichen Verlagsgebäude Zirve ermordet wurden. Darunter war der Deutsche Tilmann Geske. Er wurde auf einem armenischen Friedhof in Malatya begraben, bei dem es sich vermutlich um denselben handelt, von dem hier die Rede ist. Seine Frau lebt seither mit ihren drei Kindern weiterhin in Malatya und besucht die Gottesdienste der dortigen kleinen Hausgemeinde. Zumindest bei Teilen der Mehrheitsbevölkerung von Malatya scheint auch nach den Morden von 2007 die Aversion gegen Christen nicht abgenommen zu haben.