Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Scharia (Teil 1)
Die deutsche Islamdebatte pendelt häufig zwischen Dramatisierung und Panikmache einerseits und Verharmlosung andererseits. Häufig fehlt es in der meist emotional und hitzig geführten Diskussion an einer sachlichen Auseinandersetzung mit den Hauptquellen islamischen Glaubens und den Schlüsselbegriffen der Debatte. Zu letzteren gehört der Begriff der Scharia. Wenn sich muslimische Gelehrte und Aktivisten zu Fragen von Menschenrechten und Demokratie, zur Gleich- oder Ungleichbehandlung der Frau oder zu Terroranschlägen und der Legitimation oder Verurteilung von Gewalt im Namen der islamischen Religion äußern, beziehen sie sich dabei in aller Regel auf die Scharia und präsentieren ihre eigene Sicht als die schariagemäße und damit wahrhaft islamische Position. Scheinbar werden mit demselben Begriff sowohl Terror verurteilt als auch propagiert, Toleranz gegenüber Nicht-Muslimen gefordert als auch ihre Verachtung und die Abgrenzung von ihnen gepredigt, die Gleichberechtigung der Frau behauptet als auch ihre vielfältige Diskriminierung festgeschrieben, Demokratie als urislamisch dargestellt als auch als „Lehre des ungläubigen Westens“ verworfen etc. Das verunsichert viele Menschen, die aktuelle Entwicklungen in islamischen Ländern und einzelnen islamischen Gruppierungen in westlichen Städten einerseits und offizielle, missionarische und apologetische Stellungnahmen islamischer Vereine und Verbände andererseits zur Kenntnis nehmen. Um dieser allgemeinen Verwirrung und Unsicherheit über den Islam und den mit dem islamischen Recht verbundenen Werte und Bestimmungen zu begegnen, widmen sich dieser Sonderdruck in zwei gesonderten Teilen den wichtigsten Fragen zur Scharia.