Ist der Westen am Ende?
(Institut für Islamfragen, dk, 11.06.2014) Am 13. April 2014 kommentierte Professor Seyyed Sadeq Haqiqat in der reform-orientierten iranischen Tageszeitung Shargh (Osten) den versprechungs-orientierten Diskurs der iranischen Regierung unter Mahmud Ahmadinedschad sowie der unpolitischen, versprechungs-orientierten Hojjatiyeh Society [die Hojjatiyeh Society gilt als extremistisch-schiitische, antiwestliche Geheimorganisation, die mit Ahmadinedschad im Iran erneut Einfluss gewann]. Nach Prof. Haqiqat gehören die folgenden Aspekte zu ihren charakteristischen Merkmalen: Die Anhänger seien überzeugt, dass die Ankunft des verborgenen Imams [aus dem Jenseits, in das er im 9. Jh. entrückt wurde] nahe sei und dass es möglich sei, mit ihm über eine Mittelsperson in Kontakt zu treten; M. Ahmadinedschad habe dies behauptet; durch diese Kontaktmöglichkeit würden die iranischen Geistlichen ihre Bedeutung verlieren. Die Überzeugung, dass der verborgene Imam nahe sei, würde auch dazu führen, dass Fachwissen weniger beachtet, gefühlsbetonter Populismus und Demagogie benutzt und radikale politische Entscheidungen getroffen würden; auch neige diese Überzeugung zum Selbstbetrug, als hätte es niemals eine Regierung im Iran wie die von M. Ahmadinedschad gegeben. Zu den Merkmalen dieser Überzeugung vom wiederkommenden Imam gehöre auch die Überzeugung, dass der Westen am Ende sei und bald auseinanderbrechen würde. Diese Überzeugung sei im Grunde nicht vereinbar mit der Moderne. Professor Haqiqat glaubt nicht, dass die Anhänger dieses Diskurses kurzfristig an die Macht zurückkommen können, wohl aber langfristig.
Quelle: Shargh, 13.04.2014: www.iranshargh.com, www.sharghdaily.ir, zitiert nach MideastWire.com vom 25. April 2014: „The return of Ahmadinezhad’s rhetoric?“