Rezension: Islam und Islamkritik

Dr. Dietrich Kuhl

Ralph Ghadban. Islam und Islamkritik: Vorträge zur Integrationsfrage. Hans Schiler: Berlin, 2011. 290 S., 28.00 €.

Dieser Sammelband umfasst 17 Vorträge und Aufsätze zum Thema Islam in Europa. Sein Herausgeber, Ralph Ghadban, ist deutscher Islamwissenschaftler und promovierter Politologe mit libanesischen Wurzeln, der seit 1992 Migrationsforschung mit Schwerpunkt Islam in Europa betreibt (www.ghadban.de). Die 17 Aufsätze bieten Fachwissen und Wertung und behandeln die Themen „Kritik der Islamkritik“, „Euro-Islam oder Ghetto-Islam“, „Der Euro-Islam – eine Bilanz“, „Das „Kopftuch in Koran und Sunna“, „Toleranz und Intoleranz im Islam“, „Fundamentalismus und Islam“, „Menschenrechtsfähigkeit trotz Absolutheitsansprüchen?“, „Der Islam und der säkulare Staat“, „Kann der Islam mit Hilfe des Fiqh [der islamischen Jurisprudenz] modernisiert werden?“ „Islamismus ohne Gewalt“, „Die Pseudo-Modernisten Said Nursi und Fethullah Gülen“, „Politische Propaganda radikaler islamischer Gruppen in der Bundesrepublik“, „Der Multikulturalismus als Ideologie der Desintegration“, „Kulturelle Selbstbestimmung in der Rechtsgemeinschaft“, „Aufstand gegen die Ulama [die islamischen Gelehrten]“.

Die Vorträge und Aufsätze vertiefen verschiedene Aspekte, die zum Verständnis des Islam in Deutschland und in Europa relevant sind. Zusammen genommen ergeben sie einen hilfreichen Überblick zur Frage der Integrierbarkeit von Islam und Muslimen in Deutschland. Ghadban betont, der Islam solle sich an seiner Vereinbarkeit mit den Wertvorstellungen des demokrati- schen Rechtsstaates messen lassen; es könne nicht nur um eine äußerliche Anpassung gehen. Auf der anderen Seite geht Ghadban auch kritisch auf die deutsche Integrationspolitik ein. Er weist darauf hin, dass die Problematik muslimischer Parallelgesellschaften und Ghettobildungen auch mit einer verfehlten Ausländerpolitik zu tun haben.

Das Buch bietet eine nüchterne, ideologisch nicht vorbelastete Identifizierung gegenwär- tiger Herausforderungen und Probleme sowie klare Formulierungen der offenen Fragen des Zusammenlebens. Hinzu kommt eine Darstellung der Probleme auch aus der Sicht islamischer Denker und Gläubigen. Ghadban bemängelt die seiner Auffassung nach auf beiden Seiten der Islamdebatte vorhandene Unfähigkeit, die jeweilige Problemperspektive zu wechseln und sich in die andere Seite hineinzuversetzen. Einem Teil der Medien wirft er vor, demokratische Grundwerte relativiert und selbst berechtigte Islamkritik als „fundamentalistisch“ abgewertet zu haben.