Staat und Gesellschaft habe Immigranten an Integration gehindert
(Institut für Islamfragen, dk, 16.02.2015) Amer Mohsen verleiht in seinem Leitartikel der Tageszeitung Al-Akhbar vom 8.1.2015 seinem Empfinden Ausdruck, dass die Solidaritätsbekundungen von Arabern und Muslimen mit Frankreich wegen der Tragödie und der Attentate in Paris in den letzten Tagen die wirkliche Natur des Geschehens verschleiere. Diese Solidaritätsbekundungen würden nicht erlauben, die Wurzeln dieser Gewalttat und die möglichen zukünftigen ähnlichen Taten wirklich zu diskutieren. Es handle sich ja nicht um etwas von außen Kommendes. Die Angreifer seien wahrscheinlich in Frankreich geboren und aufgewachsen, ebenso wie die übrigen europäischen Salafisten. Sie müssten als reine Produkte der französischen Gesellschaft betrachtet werden und nicht als solche der marokkanischen oder tunesischen Gesellschaft, die die Übeltäter gar nicht kennen würden. Diese Angriffe hätten etwas mit zwei Dynamiken zu tun. Die erste Dynamik sei der Rassismus der französischen Gesellschaft und des Staates. Dieser habe die Muslime und ihre Kinder daran gehindert, sich ihrer Umgebung anzupassen und sich zu integrieren. Die zweite Dynamik sei, dass der französische Staat wegen des saudi-arabischen Geldes den Predigern des saudisch-wahhabitischen Salafismus seit 1970 Freiheit gegeben habe. Deswegen würde der wahhabitische Salafismus heute fast eine Monopolstellung in den islamischen Zentren, Moscheen und in der religiösen Erziehung der Muslime in Frankreich haben. Dieser wahhabitische Salafismus habe nichts zu tun mit dem lokalen Islam der Länder, aus denen die Immigranten einst kamen. Moshen betonte, dass sie den Franzosen klar machen müssten, dass das ihr (französischer) Islam sei und nicht der der Herkunftsländer. Frankreich ernte nun, was es gesät habe.
Quelle: Leitartikel der Al-Akhbar Tageszeitung (Libanon) am 8.1.2015 (http://www.al-akhbar.com/node/223324), zitiert nach MideastWire.com vom 9.1.2015: „The stupid solidarity“