Schweigen vieler muslimischer Leiter zu den Gräueltaten des IS bedeutet nicht deren Billigung

Institut für Islamfragen

Allerdings führt die Berufung der Jihadisten auf den Koran zu einem Dilemma

(Institut für Islamfragen, dk, 04.01.2015) Der Nachrichtenbrief von MercatorNet (Melbourne) vom 2. Dezember 2014 stellt die Frage, ob muslimische Leiter den Terrorismus des ISIS verurteilen können, ohne ihr eigenes Leben und die Integrität des Korans zu gefährden? Einige Autoren, so Mercator Net, hätten darauf hingewiesen, dass das Schweigen vieler muslimischer Leiter angesichts der Szenen von IS Massakern und Enthauptungen nicht darin begründet sei, dass sie nicht darüber entsetzt seien. Der Grund sei vielmehr theologischer Natur. Sie wüssten, dass der Koran den Einsatz von Gewalt bei der Verfolgung religiöser Ziele nicht verurteilt. Laut Samir Khalid Samir SJ glauben Muslime, dass der Islam die letzte, endgültige offenbarte Religion ist. Wenn Muslime die „Terroristen“ verdammen, riskierten sie, dass sie die wortgetreue Echtheit des Korans verletzen. Zudem wüssten diese Leiter, dass möglicherweise ihr eigenes Leben in Gefahr sei, wenn sie den Islamischen Staat kritisieren, der von sich selbst behauptet, authentische Interpretation des Islam zu sein. Die Frage sei, welche Gruppe von Muslimen mehr mit dem Koran harmoniert? Die, die Gewalt ablehnen oder die, die Gewalt beim Verfolgen religiöser Ziele einsetzen? Wer im Islam kann das wirklich entscheiden? Die sogenannten „Terroristen“ seien überzeugt, dass sie dem Koran treu folgen. Sie würden die Anderen als Häretiker verdammen, die die Gewalt ablehnten, besonders zu der Zeit, in der es möglich erscheine, den Islam schnell im lethargischen Westen zu verbreiten. Es gibt keine Autorität im Islam, die dieses Dilemma wirklich lösen könnte. Deswegen seien beide Positionen gültig im Islam.

Quelle: MercatorNet (Melbourne) vom 2.12.2014 (newsletter@mercatornet.com; www.mercatornet.com/articles/view/muslim_leaders_face_a_dilemma): „Muslim Leaders face a Dilemma“