Eine ehemalige Gefangene berichtet per Video
(Institut für Islamfragen, dh, 06.04.2015) Im Juni 2014 wurde im Zentrum der Vereinten Nationen in Genf auf einer Konferenz zu den Menschenrechtsverletzungen in Syrien u. a. eine Videoaufnahme von einer ehemaligen Gefangenen, Hasna‘ al-Hariri, aus dem „Gefängnis 215“ in Damaskus/Syrien eingespielt. Sie wurde aufgrund eines Abkommens über die gegenseitige Freilassung von Gefangenen zwischen einer Gruppe von syrischen Aufständischen und der syrischen Regierung entlassen. Das vollständige Interview wurde von dem arabischen Fernsehsender „Alaan“ ausgestrahlt. Einige Zitate daraus:
„Ich habe Leichen von nackten jungen Männern in den Gängen [des Gefängnisses] gesehen. Auf den Leichen stand mit dicker Schrift geschrieben: ‚Verräter der Heimat.‘ Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie er [der Leiter des Gefängnisses] die Augen eines Gefangenen mit einem Schraubenzieher ausgestochen hat. Dabei wurde das Opfer angesprochen: ‚Bist du ein Verräter, du?‘ Sie haben ihm die Augen ausgestochen, bei lebendigem Leib. Anschließend starb er. Sie warfen ihn ins Badezimmer. Dies habe ich mit eignen Augen gesehen.
Jeden Tag starben in dem ‚Gefängnis 215‘ 15 bis 20 Männer. Ich weiß von all dem und erzähle es; ich bin für meine Worte verantwortlich. Aufgrund dessen, was ich gesehen habe, gehe ich davon aus, dass es dort irgendwann keine lebendigen Gefangenen mehr geben wird, denn die Gefangenen starben in großen Massen.
Ich kenne eine Gefangene namens Robi, die [im Gefängnis] ein Kind zur Welt gebracht hat, das von ihnen stammt [die Frau wurde von Soldaten des Gefängnisses vergewaltigt]. Eine andere Frau aus Hama hat eine Tochter und einen Jungen von ihnen bekommen. Ich kenne Frauen, 19–20 Jahre alt, die vergewaltigt und geschwängert wurden. Ich habe sie im Gefängnis schwanger zurückgelassen. Ich habe momentan Kontakt zu ihnen, nachdem auch sie nach dem Abkommen zur Freilassung der Nonnen entlassen wurden. Ich kann Ihnen berichten [gemeint ist der Moderator], was nach meinem Aufenthalt [im Gefängnis] passierte.
Zusammen mit einer Gefangenen habe ich in einer Zelle übernachtet, in der sich sieben Leichen befanden. Wir wurden mit Blut beschmiert. Diese Mitgefangene namens Umm Siyad war 70 Jahre alt und kam aus al-Gadam [einem Vorort von Damaskus]. Sie [die Verwaltung des Gefängnisses] ließ uns bei den Leichen schlafen. Einige davon waren tot, andere lagen im Sterben, sie haben gestöhnt.
In einigen Räumen wurden Spieße [auf dem Boden] eingebaut [eine alte Hinrichtungsmethode, die in Syrien von den Osmanen praktiziert und von der französischen Besatzung abgeschafft worden war. Der Hinzurichtende wird auf einen langen Spieß gesetzt. Der Spieß dringt in den Körper ein und verletzt seine inneren Organe. Der Tod kann, je nach Verletzung, sofort auftreten oder erst lange Stunden später]. Auf diese Spieße wurden Männer gesetzt. Sie starben.
In einigen Räumen wurden nackte [männliche] Gefangenen dazu gezwungen, einander zu vergewaltigen. [Weibliche] Gefangenen mussten dies mitansehen.
[Die Leichname ]einiger junger Männer wurden getrocknet. Wir haben dies alles mitangesehen. Sie wollten uns das absichtlich zeigen, damit wir aufgeben. Sie wollen, dass wir über die dortigen Ereignisse nichts berichten.
Er [der Leiter des Gefängnisses] hat eine Frau aus Dara’ia [einem Vorort in Damaskus, ursprünglich ‚Darul-Ru’ia, d. h. dem Ort der Begegnung, da der Apostel Paulus in diesem Ort Jesus Christus begegnet sein soll], eine bildhübsche Frau, vergewaltigt. Eine Stunde später hat er sie verhört: ‚Hat irgendjemand Sie belästigt, mit Worten verletzt oder Sie schlecht behandelt?‘ Sie erwiderte: ‚Nein, mein Herr.‘ Sie weinte und vergoß Tränen bei mir. Zwei Monate später wurde klar, dass sie schwanger war. Ich habe ihr gesagt, dass ich persönlich mit diesem unehelichen Kind sprechen werde. Sie antwortete, sie sei nicht nur von einem, sondern von sechs Männern vergewaltigt worden.“
Quelle: www.youtube.com/watch?v=qvpbFE5UGdw