Rechtsgutachter: „Islamweb.net“, eine Organisation des katarischen Religionsministeriums, die sich vor allem auf Rechtsgutachten [arab. Fatwa] und Verkündigung des Islam [arab. Da’wa] spezialisiert hat. Sie zählt zu den größten Online-Zentren dieser Art mit sehr großer Reichweite.
Nr. des Rechtsgutachtens: 219475
Datum des Rechtsgutachtens: 12.09.2013
„… Eine versklavte Frau [sexuell] zu genießen ist weder eine Vergewaltigung, ein Attentat gegen sie, noch ein Verstoß gegen ihre Rechte. Sondern dies gilt für sie als Verbesserung und Hebung [ihres Status]; denn wenn eine Sklavin als das Eigentum eines Mannes, also als Kriegsbeute, gilt, wird sie oft zu einem Bestandteil seiner Familie. Sie bleibt dabei eine Frau, die ihre psychischen und sexuellen Bedürfnisse hat.
Wenn wir dem Mann verbieten würden, mit dieser Sklavin Geschlechtsverkehr zu haben, würde dies bei ihm zur Versuchung führen; denn sie ist eine fremde Frau, die mit ihm zusammen [im selben Haus] wohnt, die ihm dient und mit ihm sein Privatleben teilt. Sie befindet sich Tag und Nacht bei ihm. Dieses Verbot würde auch bei ihr zur Versuchung führen; denn sie braucht, was Frauen brauchen.
Die Weisheit des Sanftmütigen, Erfahrenen [Gottes] hat sie [ohne Ehe] für den Mann als [sexuell] erlaubt erklärt, damit beide Parteien nicht sündigen.“
Quelle: http://fatwa.islamweb.net/fatwa/index.php?page=showfatwa&Option=FatwaId&Id=219475
Kommentar (cp): Die Rechtsgutachter des katarischen Religionsministeriums legitimieren mit solchen Fatwas die Sexsklaverei dschihadistischer Gruppen wie des IS. Zudem widersprechen sie damit dem offenen Brief von mehr als 120 islamischen Gelehrten aus aller Welt an den selbst ernannten Kalifen des „Islamischen Staates“, Abū Bakr al-Baghdādī, in dem es heißt, dass die Sklaverei seit über einem Jahrhundert durch universellen Konsens der islamischen Gelehrten aufgehoben und eine Wiedereinführung im Islam verboten sei. Verwiesen wird in dem Brief von 2014 auch auf die (mittlerweile) von allen islamischen Staaten unterzeichneten internationalen Abkommen zur Abschaffung der Sklaverei, zu deren Einhaltung Muslime verpflichtet seien. Dass der IS sich dennoch Frauen als Konkubinen genommen hat, wird als Verbrechen bezeichnet, durch das Zwietracht, Verwirrung, Korruption und Unheil auf der Erde gesät wird. Stimmen wie die oben aus Katar zeigen jedoch, dass es auf Seiten islamischer Autoritäten eine tiefergehende und selbstkritischere Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und eine deutlichere Relativierung der zeitlosen Vorbildlichkeit Muhammads und seiner Gefährten und Nachfolger geben müsste, um all den islamistischen Gruppen sunnitischer wie schiitischer Prägung, die eine radikale Rückbesinnung auf die frühislamischen Praktiken anstreben, den ideologischen Nährboden zu entziehen.