Tunesien: Ist der Islam bedroht oder die Demokratie?

Institut für Islamfragen

Große Spannweite im politisch-gesellschaftlichen Diskurs zur Ausrichtung des Landes

(Institut für Islamfragen, dk, 31.08.2017) Die im katarischen Besitz befindliche Tageszeitung Al-Quds al-Arabi (Katar) veröffentlichte am 30. August 2017 einen Bericht mit der Frage, wer in Tunesien bedroht sei – der Islam oder die Demokratie?

Es gäbe im Blick auf diese Frage zwei Positionen: Die eine sei davon überzeugt, dass die wahre Bedrohung der zunehmende Verlust des Islams sei, bedingt durch die Öffnung des Landes und die zeitweise exzessive Liberalität in Tunesien. Die andere Position vertrete, dass die wahre Bedrohung in der Rückkehr des Landes zu einer Ära der Tyrannei und in seinem Abweichen vom Weg zur Demokratie liege.

Der Anlass für die Spannungen sei die Rede des tunesischen Präsidenten anlässlich des 60. Jahrestages des Erlasses des Personalstatuts der Bürger Tunesiens durch den früheren Präsidenten Habib Bourguiba. Das Personalstatut umfasst das Personenstands-, Familien- und Erbrecht (https://tunisiastrategicreport.wordpress.com/2016/08/13/60th-anniversary-of-the-issuance-of-the-personal-status-code-and-the-abolition-of-polygamy-in-tunisia/). Der heutige Präsident hätte in seiner Rede durch den Hinweis auf die Gleichrangigkeit der Geschlechter im Erbfall und das Recht tunesischer Frauen, auch Nichtmuslime heiraten zu können, den Eindruck erweckt, als sei die Bewahrung des Islams in Tunesien gegen einen massiven säkularen Angriff die höchste Priorität nicht nur aller Tunesier, sondern aller Muslime. Es könne aber keinen Zweifel daran geben, dass eine Beschreibung der Demokratie als Erzfeind des Islam Niemandem mehr diene als den Tyrannen.

Quelle: Artikel, 30.08.2017, Al-Quds a-Arabi (UK, http://www.alquds.co.uk/?p=780987), zitiert von MideastWire (https://mideastwire.com/page/articleFree.php?id=64643): „Which is threatened in Tunisia, Islam or democracy?“