Dürfen die Syrer gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad rebellieren?

Institut für Islamfragen

Rechtsgutachter: Dr. Muhammad Said Ramadan al-Buti, geboren 1929, ist einer der zeitgenössischen Gelehrten Syriens, wenn nicht der prominenteste überhaupt. Ramadan al-Buti hatte im Jahr 1965 seinen Doktortitel in den Grundlagen des islamischen Gesetzes (arab. Shari’a) erworben. Er ist der Autor von rund 40 Büchern, predigte in Moscheen und hatte zahlreiche Ämter inne. So war er z.B. der Leiter der Abteilung für Glauben und Religionen an der Fakultät für Islamisches Recht an der Universität von Damaskus, Mitglied der „Royal Society of the Islamic Civilization Researches“ in Amman/Jordanien und Vorstandsmitglied des High Council der Oxford Academy in Großbritannien. 2012 wurde er von der Aal al-Bayt Foundation for Islamic Thought in Amman, Jordanien, auf Rang 27 unter den 500 einflussreichsten muslimischen Persönlichkeiten weltweit aufgeführt.

(Institut für Islamfragen, dh, 30.05.2018)

„Wie beurteilt das islamische Gesetz (Schari’a) den Ungehorsam gegen den Machthaber, wenn es z.B. darum geht, den Präsidenten aufzufordern, seine Macht abzugeben, oder wenn es um Appelle zum Umsturz des Präsidenten geht?

Kurz gesagt, Allahs Prophet [Muhammad], Allah Segen und Heil seien auf ihm, sagte uns: ‚Es spielt keine Rolle, wie willkürlich, sittlich verkommen oder verdorben ein Machthaber sein mag, man muss ihm trotzdem gehorchen und ihm gegenüber Loyalität bewahren. Ausgenomen davon ist, wenn der Machthaber offensichtlich ungläubig ist.‘ Er [Muhammad] sagte auch: ‚Nach mir werden Machthaber kommen, mit einem Herzen des Teufels in menschlichen Körpern. Sie handeln weder nach meinem Vorbild noch nach meinen Lehren (sunna). … Ihr müsst diesen [Machthabern] gehorchen und ihnen folgen, selbst wenn sie euch auspeitschen und euer Eigentum rauben. Ausgenomen davon ist es, wenn ihr bei diesen Machthabern offensichtlichen Unglauben feststellt.‘“

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=BDBUBsFulw0

Kommentar (cp): Al-Buti wurde am 21. März 2013 zusammen mit 41 weiteren Personen bei einem Anschlag auf eine Moschee in Damaskus getötet. Die genauen Umstände des Anschlags sind unter Regimeanhängern und -gegnern bis heute höchst umstritten. Al-Butis Treue gegenüber dem syrisch-alawitischen Regime von Hafez Assad und seinem Sohn und Nachfolger Baschar Assad brachte ihn in Konfrontation mit anderen hochrangigen Gelehrten wie Yusuf al-Qaradawi, die während des Bürgerkriegs leidenschaftlich die sunnitisch-islamischen Widerstandsbewegungen unterstützten. Die traditionelle islamische Zurückhaltung bezüglich eines gewaltsamen Kampfes gegen die eigene Regierung, wie sie auch bei al-Buti deutlich wird, ist verstärkt seit der Entstehung gewaltbereiter islamistischer Gruppen im 20. Jahrhundert infrage gestellt worden. Diese betrachten ihre Gegner in der Regel (mit Blick auf Verse wie Sure 5,44) als die „(wahren) Ungläubigen“, weil sie aus ihrer Sicht nicht (konsequent genug) nach der koranischen Offenbarung bzw. der Scharia regieren.

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