Inoffizieller Führer der Muslimbruderschaft Yusuf al-Qaradawi (93) übergibt Leitung der Internationalen Union Muslimischer Gelehrter (IUMS) an Nachfolger

Institut für Islamfragen

Tagung in Istanbul zeigt prominente Rolle türkischer Politiker und der DITIB in Kreisen der IUMS

(Instituts für Islamfragen, 02.11.2018, dk) „The Investigative Project on Terrorism“ in Washington DC veröffentlichte am 7. November 2018 einen Bericht über die Wahl eines Nachfolgers von Sheich Yusuf al-Qaradawi (93) als Präsident der Internationalen Union Muslimischer Gelehrter (IUMS), die al-Qaradawi 2004 gegründet hatte [sie gilt als international tätige Organisation der Muslimbrudrschaft]. Die IUMS sei mit der Muslimbruderschaft verbunden.

Die über 1500 Delegierten, die laut der türkischen Zeitung Yeni Safak aus der gesamten islamischen Welt und aus den USA zusammen gekommen seien, hätten bei ihrem Treffen in Istanbul den marokkanischen Gelehrten Ahmed al-Raissouni zu Qaradawis Nachfolger gewählt. Dieser habe 2006 gesagt, dass die gesamte islamische Umma die Pflicht habe, Israel zu vernichten. Er habe 2015 auch eine Deklaration unterzeichnet, die zum Sturz des ägyptischen Präsidenten Abdel Fatah al-Sisi aufgerufen habe. Auch Ahmed al-Raissounis Vorgänger, der frühere ägyptische und heutige katarische Staatsbürger Yusuf al-Qaradawi, habe palästinensische Selbstmordattentate gebilligt. Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi Arabien und Bahrain hätten die Internationale Union Muslimischer Gelehrter (IUMS) als Terrororganisation eingestuft, da sie ihre Länder destabilisierten.

al-Qaradawi habe Anfang November 2018 den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gelobt; denn der Westen hätte umstürzlerische Pläne gegen die Türkei gehabt, die durch die Führerschaft Präsident Erdogans fehlgeschlagen seien. al-Qaradawi habe bereits 2014 vorhergesagt, dass Istanbul, die frühere osmanische Hauptstadt, wieder die Hauptstadt eines neuen Kalifats sein würde. Am 3. November 2018 habe er geäußert, dass er dafür bete, dass Istanbul wieder das administrative Zentrum der islamischen Welt werde. Abdullah Bozkurt, der frühere Redakteur der türkischen Tageszeitung Today’s Zaman, meinte dazu, dass Präsident Erdogan offensichtlich seine Anerkennung bei Islamisten mit Hilfe der Rückendeckung oberster Gelehrter der Muslimbruderschaft, die zur Tagung der IUMS nach Istanbul gekommen waren, stärken wolle. Er wies auch darauf hin, dass Prof. Dr. Ali Erbas, der Präsident des Departments für Religiöse Angelegenheiten der Türkei (Diyanet), und Istanbuls Bürgermeister Mevlüt Uysal Yusuf al-Qaradawi auf beiden Seiten flankiert hätten, als dieser bei der Konvention seine Rede gehalten habe. Dies zeige, dass Präsident Erdogan die Ziele der Muslimbruderschaft teile, und dass die 140.000 staatlichen Angestellten des Diyanet die Ideologie der islamistischen Muslimbruderschaft voll unterstützten.

Quelle: Artikel, The Investigative Project on Terrorism (Washington, DC), 07.11.2018 (https://www.investigativeproject.org/7695/new-radical-leadership-at-qaradawi-muslim): „New Radical Leadership at Qaradawi’s Muslim Scholars Group“