Indonesien: Größte muslimische Bewegung der Welt ächtet den Begriff „kafir“ (Ungläubiger)

Institut für Islamfragen

Kritiker werfen den moderaten Kräften Veränderung des Korans vor

(Institut für Islamfragen, dk, 12.11.2019) Im März 2019 beschloss das Forum für religiöse Probleme (Komisi Bahtsul Masâ’il ad-Diniyyah al-Maudhu’iyyah) der Nationalen Versammlung der Islamischen Gelehrten der indonesischen Nahdlatul Ulama (NU) eine wichtige, grundsätzliche Empfehlung:

Um die Tragweite dieser in Indonesien durchaus umstrittenen Empfehlung besser einschätzen zu können, muss man wissen, dass die Nahdlatul Ulama (NU; 1926 gegründet, „Wiedererwachen der Gelehrten“) mit 40 Mio. Mitgliedern die größte muslimische Nicht-Regierungsorganisation und Bewegung der Welt ist. Sie gilt als moderat, in Opposition zum Salafismus und Wahhabismus. Einer ihrer Leiter, Abdurrahman Wahid (Gus Dur), war von 1999–2001 indonesischer Staatspräsident. Die NU habe empfohlen, den Ausdruck „Kafir“ („Ungläubiger“) im nationalen Kontext für nichtmuslimische Mitbürger nicht mehr anzuwenden.

In der Diskussion sei es darum gegangen, den Status von Nichtmuslimen im Kontext eines vereinten Volkes und eines gemeinsamen Staates mit der klassischen islamischen Literatur zu versöhnen. Das Forum der islamischen Gelehrten sei zu der Überzeugung gekommen, dass Nichtmuslime in Indonesien die Kriterien für „kafir“, so wie sie im islamischen Recht definiert sind, nicht erfüllen („kafir muahad, kafir musta’aman, kafir dhimmi, kafir harbi“). Deswegen solle man im nationalen und bürgerlichen Kontext einfach von Mitbürgern sprechen, die die gleichen Rechte und Pflichten hätten wie Muslime.

Der Sekretär der NU in Ostjava, Ustadz Ahmad Muntaha, habe beim Forum das Kitab Al-Qunyah zitiert. Dort hieße es, dass jemand, der zu Juden oder zu Magiern „Du Kafir“ sage, sündigen würde, falls sich diese verletzt fühlten. Allerdings berühre diese Empfehlung nicht den Gebrauch des Wortes „kafir“ im theologischen Kontext. Dennoch hätten viele konservative Muslime diese Empfehlung der NU abgelehnt. Es würde behauptet, meinte die Jakarta Post am 15. März 2019, dass die NU den Koran ergänzen wolle, der an vielen Stellen das Wort „kafir“ benutze. Aber das sei eine falsche Beschuldigung.

Quelle: Artikel, Internetseite der Nahdlatul Ulama, 01.03.2019 (https://www.nu.or.id/post/read/103208/ini-penjelasan-atas-kontroversi-tiada-orang-kafir-di-indonesia): „MUNAS-KONBES NU 2019 Ini Penjelasan atas Kontroversi Tiada Orang Kafir di Indonesia“ und am 02.03.2019 (https://www.nu.or.id/post/read/103224/tentang-non-muslim-bukan-kafir): „MUNAS-KONBES NU 2019: Tentang Non-Muslim bukan kafir“. Und Artikel, Jakarta Post, 15.03.2019 (https://www.thejakartapost.com/news/2019/03/15/nu-s-policy-kafir-not-new-important.html): „NU’s policy on ‚kafir‘: Not new, but important“