Deutschland: Seyran Ateş’ Kommentar zu Wulffs Aussage „Der Islam gehört auch zu Deutschland“

Institut für Islamfragen

Gut gemeinte Aussage darf nicht Probleme mit Parallelgesellschaft und politischem Islam überdecken

(Institut für Islamfragen, dk, 12.10.2020) Die deutsche Rechtsanwältin und Imamin Seyran Ateş veröffentlichte am 11. Oktober 2020 ihre Einschätzung des Satzes „Der Islam gehört auch zu Deutschland“, den der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff am 3. Oktober 2010 geäußert hat.

Sie meinte, dass der Satz sicherlich gut gemeint gewesen sei, aber auch ziemlich ambitioniert; denn in so simpler Weise könne man eine dezentralistische Religion mit 1,8 Milliarden Anhängern, die keine theologischen Hierarchien kenne und sich auf ein interpretationsbedürftiges Buch stütze, nicht zusammenfassen.

Der Islam werde sehr unterschiedlich verstanden und praktiziert. Natürlich lebte die überwältigende Mehrheit der Muslime tagein tagaus rechtstreu, mehr oder weniger arbeitsam, absolut friedlich und völlig unauffällig mitten unter allen anderen hier wohnhaften Menschen. Manche von ihnen gingen freitags in eine Moschee, andere nicht.

Man könne aber nicht leugnen, dass muslimische Parallelgesellschaften entstanden seien, in denen Probleme existierten und aus denen heraus es zu Problemen komme. Diese gelte es anzupacken. Auf diese Probleme hinzuweisen, habe absolut nichts mit Islamfeindlichkeit oder Islamophobie zu tun.

Zu diesen Problemfeldern rechne sie hinzu: (1) Den politischen Islam. Es sei notwendig und legitim, Probleme und inakzeptable Verhaltensweisen sichtbar zu machen, damit darauf reagiert werden könne. (2) Die Kooperation mit dem türkisch-islamischen Verband DITIB. Es sei keine Frage, dass Präsident R. T. Erdogan versuche, aus dem Verband und den in der Türkei ausgebildeten Imame zu seinen Gunsten Kapital zu schlagen. (3) Die Finanzierung muslimischer Organisationen aus dem Ausland und deren Abhängigkeit von dort. (4) Es müsse alles getan werden, damit die hier aufwachsenden Muslime die deutsche Sprache gut erlernten und eine ausreichende Schulbildung bekämen. Das sei unerlässlich für die Integration.

Quelle: Artikel, Cicero, 11.10.2020 (https://www.cicero.de/innenpolitik/gehoert-der-Islam-zu-deutschland-debatte-muslime-frankreich-macron-islamrede): „Gehört der Islam zu Deutschland? Das Gegenteil von gut gemeint“