Islamistische Stimmen zum Corona-Virus

Institut für Islamfragen

Pandemie liefert neue Argumente für Antisemitismus und Verschwörungstheorien

(Institut für Islamfragen, dk, 19.03.2020) Hany Ghoraba, ein ägyptischer Autor und investigativer Journalist bei der ägyptischen Wochenzeitung „Al Ahram Weekly“, veröffentlichte am 16. März 2020 einen Artikel über arabische Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit der Coronavirus Pandemie bei The Investigative Project on Terrorism (Washington D.C).

Der Artikel wurde am 17.3. auch in der amerikanischen Zeitung „The Algemeiner“ (Brooklyn, New York) und am 18.3. in den „World Israel News“ abgedruckt. Die Pandemie habe Islamisten in der arabischen Welt Gelegenheit gegeben, Antisemitismus und Verschwörungstheorien über diejenigen zu verbreiten, die sie als Feinde wahrnähmen. Sie beschuldigten Amerika und Israel, obwohl diese Länder selbst stark vom Coronavirus betroffen seien.

Erst hätten die Islamisten im Coronavirus eine von Allah gesandte Qual und Strafe gesehen, denn Krankheiten kämen ja nicht von selbst, sondern seien von Gott gesandt. Salafisten in Ägypten und Marokko hätten die Epidemie anfangs als Strafe Allahs für China gesehen, da China die muslimischen Uighuren verfolgt habe; Allah bestrafe deswegen China, den Kommunismus und den Buddhismus.

Der Tenor der Diskussion habe sich dann verändert, als bekannt wurde, dass der Iran ganz besonders von der Pandemie betroffen sei (über 850 Tote). Es sei behauptet worden, dass das Virus ein biologischer Kampfstoff der USA gegen China und den Iran sei. Ein anderer Aspekt sei die Suche nach einem Impfstoff. Es sei doch eigenartig, habe eine algerische Quelle gemutmaßt, dass gerade die Zionisten, die doch hinter dem Virus steckten, nun behaupteten, dass sie einen Impfstoff gefunden hätten.

Eine weitere Diskussion ginge darum, ob man denn als frommer Muslim einen Impfstoff benutzen dürfe, der von den Zionisten oder den Amerikanern erfunden und verkauft würde. Der iranische Mullah Nasser Makarem Shirazi habe erklärt, dass es verboten sei, irgendeine israelische Medizin gegen diese Viruserkrankung zu nehmen; es sei denn, es gäbe keine Alternative. Roshan M. Salih, ein TV Journalist der Iranian Press und Redakteur der britisch-muslimischen Internetseite Five Pillars, habe erklärt, er würde lieber das Risiko eingehen, krank zu werden, als einen israelischen Impfstoff zu benutzen. Und auch der bekannte schiitische Führer Moqtada al-Sadr im Irak lehne einen amerikanischen Impfstoff vehement ab und beschuldige Präsident Trump, dieses Virus zu verbreiten, weil doch die Feinde Amerikas es seien, die am meisten unter der Pandemie litten.

Der Historiker Mohamed Gawady, der zur Muslimbruderschaft gehöre, glaube, dass die Ideologie der Muslimbruderschaft durch diese Pandemie siege, denn Ägypten sei das erste Land in der Geschichte der Welt gewesen, das einen Präsidenten der Muslimbrüder gehabt habe, auch wenn der den Märtyrertod erlitten habe. Wenn Gott wolle, dann würden alle Präsidenten der Welt Muslimbrüder sein, wenn die Pandemie beendet und die Welt reif geworden sei.

Quelle: Artikel, The Investigative Project on Terrorism, 16.03.2020 (https://www.investigativeproject.org/8346/islamists-call-coronavirus-a-zionist-american): „Islamists Call Coronavirus a Zionist-American Conspiracy“, zitiert auch vom The Algemeiner vom 17.03.2020 (https://www.algemeiner.com/2020/03/17/islamists-call-coronavirus-a-zionist-american-conspiracy/): „Islamists Call Coronavirus a Zionist-American Conspiracy“ und zitiert von den World Israel News, 18.03.2020 (https://worldisraelnews.com/islamists-coronavirus-is-torment-sent-by-god-against-infidels/): „Islamists: Coronavirus is ‚torment sent by God‘ against infidels“