Hetzkampagne regierungsnaher Zeitschrift bringt Minderheiten mit Putschisten in Verbindung
(Institut für Islamfragen, dk, 21.05.2020) Die Frankfurter Rundschau berichtete am 20. Mai 2020 über die Situation der religiösen Minderheiten in der Türkei im Zusammenhang mit der Corona-Krise.
Juden und Christen in der Türkei befürchteten, zu Zeiten einer lahmenden Wirtschaft in der Corona-Krise als Sündenböcke missbraucht zu werden. Anlass zu dieser Sorge und zu einer gemeinsamen Erklärung des Rabbinats der türkisch-jüdischen Gemeinde, des Griechisch-Orthodoxen Patriarchen von Istanbul und des Armenisch-Orthodoxen Patriarchats von Ankara sei eine Hetzkampagne der regierungsnahen Zeitschrift „Gercek Hayat“ („Echtes Leben“) gegen die religiösen Minderheiten.
Das einflussreiche Magazin „Gercek Hayat“ hätte die christlichen und jüdischen Gemeinden beschuldigt, mit den Putschisten von 2016 gemeinsame Sache gemacht zu haben. Auf der Titelseite seien die Führer religiöser Minderheiten abgebildet und als Diener und Mitverschwörer der Fethullah Gülen Bewegung und des Putsches von 2016 bezeichnet worden.
Die Publikation stamme aus dem Umfeld der türkischen Regierungspartei AKP. „Gercek Hayat“ gehört zum Verlag der Mediengruppe der Familie des türkischen Finanzministers und Erdogan-Schwiegersohnes Berat Albayrak. Präsident Recep Tayyip Erdogan selbst sei vorab über das Thema des Heftes informiert worden.
Etwa gleichzeitig mit dem Erscheinen der Gercek-Hayat Publikation hätte es einen Brandanschlag auf eine armenische Kirche in Istanbul gegeben, und an mehrere Kirchen Istanbuls hätten Unbekannte Todesdrohungen geschmiert.
Quelle: Artikel, Frankfurter Rundschau, 20.05.2020 (https://www.fr.de/politik/corona-tuerkei-rassismus-hetze-gegen-juden-christen-minderheiten-13766238.html): „Hetze gegen religiöse Minderheiten: Juden und Christen in der Türkei fürchten Übergriffe“