Korandeutung der Mehrheit der Theologen allerdings deutlich konservativer bis rigide
(Institut für Islamfragen, dk, 19.03.2021) Alexander Flores, seit 1995 Professor für Wirtschaftsarabistik an der Hochschule Bremen, besprach am 6. März 2021 das neue Buch „Muslimisch und liberal! Was einen zeitgemäßen Islam ausmacht“, das im vergangenen Jahr von Lamya Kaddor, der Gründungsvorsitzenden des 2010 gegründeten Liberal-islamischen Bundes, herausgegeben wurde.
Nachdem er kurz ausgeführt hatte, dass es ein Missverständnis sei, anzunehmen, dass sich Muslime in ihrem ganzen Verhalten an die Anweisungen des Koran hielten, analysiert er die 20 Beiträge des Buches, die sich zwei großen Themen widmeten: Einer Lektüre des Koran, die ihn als Anleitung zur Menschenfreundlichkeit sähe, und einer Beschreibung der Lebenswirklichkeit von Muslimen, die zeige, dass ein solch liberales Islamverständnis seine Berechtigung habe.
Die namhaften Autorinnen und Autoren des Bandes stände für eine Versachlichung der Islamdebatte. Einige Beiträge begründeten liberal-islamische Konzeptionen mit einem unmittelbaren Bezug auf den Koran, da es ja dort sehr menschenfreundliche Passagen gäbe.
Allerdings müsse man sich auch mit den ganz anderen Koranstellen auseinandersetzen und auch erklären, dass der Mainstream der islamischen Lehre ein eher rigides, enges Religionsverständnis fördere. Diese Auseinandersetzung aber geschähe in dem Sammelband nur ansatzweise.
Andere dort vorgestellte Versuche einer liberalen Koranauslegung führten allerdings recht eigenwillige Interpretationen ins Feld. Eins machten die 20 Beiträge aber deutlich: Es sei möglich, den Koran liberal zu interpretieren.
Quelle: Artikel, Qantara.de, 06.03.2021 (https://de.qantara.de/inhalt/refom-islam-muslimisch-und-liberal-was-einen-zeitgemaessen-islam-ausmacht): „Muslimisch und liberal: Was einen zeitgemäßen Islam ausmacht“