Fünf Kirchen wurden am Sonntagabend Ziel von Anschlägen – Sechste Bombe konnte entschärft werden – Behörden sprechen von sechs Todesopfer – Bis zu 50 Verletzte – Behörden beschuldigen Netzwerk des jordanischen Terroristen al-Sarkawi – Im Internet: Radikale Islamisten sehen Amerikaner als Täter
(Institut für Islamfragen, 02.08.2004, mm) Wie mehrere Presseagenturen berichteten, kam es am gestrigen Sonntagabend, den 1. August, zu mehreren Anschlägen mit Autobomben, die sich gegen fünf christliche Kirchen im Irak richteten. Dabei sind mindestens sechs Todesopfer zu beklagen, einige Quellen sprechen von mindestens elf Todesopfern. Bis zu 50 Menschen wurden verletzt. Eine sechste Bombe konnte rechtzeitig entschärft werden.
Da der Sonntag im mehrheitlich muslimischen Irak ein Werktag ist, sind die abendlichen Sonntagsgottesdienste besonders gut besucht.
Die Anschläge fanden nahezu zeitgleich in Baghdad und Mossul statt. Es handelt sich um das bisher schwerste Attentat gegen die Christen im Irak, nachdem bisher immer wieder einzelne Christen Opfer von Anschlägen wurden.
Irakische Behörden machen laut einem Bericht des arabischen Senders Al-Jazeera das Netzwerk des jordanischen Terroristen Abu Mussab al-Sarkawi für die Bombenattentate verantwortlich. Die irakische Führungsspitze hat das Attentat scharf verurteilt.
In einigen radikal-islamistischen Diskussionsbeiträgen im Internet wurde unterdessen versteckt angedeutet, hinter den Attentaten steckten amerikanische (oder – je nach Lesart – jüdische) „Verbrecher“, die versuchten, „Christen in der Welt gegen Muslime aufzubringen“, um den Islam vernichten; denn nur sie profitierten von diesem Anschlag, seien immerhin „verantwortlich für alle Verbrechen in einem besetzten Gebiet“, hätten „nicht die geringste Ehrfurcht vor Gotteshäusern“ – und auch nur sie besäßen angeblich „die Infrastruktur und die Waffen, um
derart gut organisiert und koordiniert, an mehreren Orten gleichzeitig derart brutal Anschläge durchzuführen“. Damit solle „das militärische Engagement der USA verlängert“ und dazu beigetragen werden, daß „die Repressionen gegen die islamische Bevölkerung zunehmen“. Angeblich könne jeder, „der 2und 2 zusammenzählen kann“, aus diesen Argumenten auf die Täterschaft schließen.
Kommentar des Islaminstitutes: Das Attentat vom Sonntagabend verfolgt offensichtlich das Ziel, die einheimischen Christen im Irak zu verunsichern und aus dem Land zu vertreiben. Es ist zugleich eine eindeutige Warnung an die westlichen Staaten, als deren „Alliierte“ die irakischen Christen oftmals betrachtet und deswegen diskriminiert werden.
Für die irakischen Christen ist diese Anschlagsserie eine verheerende Tragödie, die der Reihe von Diskriminierungen, Anfeindungen und Angriffen eine neue Spitze beschert. Sie wird dazu führen, daß die Auswanderung irakischer Christen aus ihrer Heimat noch mehr zunimmt und die christliche Bevölkerung des Irak weiter dezimiert wird. Damit stirbt eine der ältesten Kirchen der Christenheit, doch nicht ohne ein Erbe von Märtyrern zu hinterlassen.