Dürfen Nichtmuslime entscheiden, welche Bedeutung das Kopftuch im Islam habe?

Institut für Islamfragen

Ist entscheidend, „was drunter steckt“?

(Institut für Islamfragen, 23.09.2004, mm) Die Deutsche Welle fragt in einem Artikel vom 22. d.M. unter dem Titel „Entscheidend ist, was drunter steckt“, ob nicht-muslimische Regierungen entscheiden dürfen, welche Bedeutung das Kopftuch im Islam habe. Anknüpfungspunkt sind die Gesetze gegen kopftuchtragende Lehrerinnen im Staatsdienst.

Zu recht erkennt der Artikel, „die Glaubensfreiheit des Einzelnen steht hier in einem Spannungsverhältnis zum staatlichen Neutralitätsgebot“ und fragt vor eben dieser staatlichen Neutralität, ob es nicht problematisch sei, „wenn Staat oder Gesellschaft in Deutschland sich das Recht herausnehmen zu definieren, welche Bedeutung das Kopftuch im Islam hat?“. Dabei sieht der Artikel eine „gewisse Ironie im Kopftuchstreit“; denn „es ist in erster Linie der Versuch der nicht-muslimischen Mehrheitsgesellschaft, zu definieren, welche Bedeutung das Kopftuch im Islam hat: ob es nur Ausdruck von Religiosität ist oder doch von religiösem Fanatismus“. Diese Entscheidung sei aber in einem Staat, „der Wert auf Trennung zwischen Staat und Religion legt“, in jedem Falle „problematisch“, und zwar „besonders dann, wenn sie von Nicht-Muslimen vorgenommen wird“.

In dem Verbot des Kopftuches, obwohl den muslimischen Lehrerinnen nichts vorzuwerfen wäre, sieht der Artikel einen Verstoß gegen einen „Grundsatz des deutschen Staates: Jemanden erst dann zu bestrafen, wenn er sich etwas zu Schulden hat kommen lassen“. Dabei überzeugten die „nachgelieferten“ Argumente nicht, etwa „das Kopftuch sei ein Symbol für die Unterdrückung der Frau oder Kopftuchträgerinnen seien schlechte Vorbilder für muslimische Schülerinnen, deren Eltern keine religiöse Beeinflussung wollen“. Der Artikel erklärt ausdrücklich, „religiöse Indoktrination gehört nicht in deutsche Schulen“, sieht aber keine religiöse Indoktrination vom Kopftuch ausgehen, „sondern wenn überhaupt, dann von dem Kopf, der darunter steckt“. So sollte das Kopftuch nicht verboten werden, „wenn von dort aus nichts Verwerfliches kommt“.

Quelle: www.dw-world.de/german/0,1594,1534_A_1335798_1_A,00.html?mpb=de

Kommentar: Der Artikel der „Deutschen Welle“ unterschlägt, daß es innerhalb des Islam sehr wohl religiöse wie politische Stellungnahmen zur Bedeutung des Hijaab (Verschleierung) gibt – wenn diese auch sehr unterschiedlich ausfallen, so daß es kompliziert ist, sich in der verwirrenden Vielfalt von Deutungen zurechtzufinden. Gleichwohl betont er zu Recht, daß es sicherlich wichtiger ist, was unter dem Kopftuch steckt und was von dort her kommt.