Türkische Presse zu den Anschlägen in London

Institut für Islamfragen

Die türkische Presse hält sich mit der Verurteilung der Anschläge in London zurück, betont statt dessen die antiislamische Reaktion

(Institut für Islamfragen, mk, 18.06.2005) Nach den islamistisch motivierten Bombenanschlägen in England am Donnerstag, den 7. Juli 2005, wurden bis zum 14. Juli über 100 Anschläge auf Muslime und muslimische Einrichtungen in England verzeichnet. Trotz Aufrufen, nicht alle Muslime für diese Attentate verantwortlich zu machen und britischen Polizeischutz, gab es einen starken Anstieg der Angriffe auf Muslime. Vier Engländer wurden in London verhaftet, da sie einen pakistanischen Muslim zu Tode geprügelt hatten. In Nottingham wurde ein 18-jähriger aus den Vereinigten Arabischen Emiraten so zusammengeschlagen, dass sein Kiefer zerbrach. Bombendrohungen in London gegen Moscheen und Steinwürfe auf Wohnungen von Muslimen und antimuslimische Schmierereien wurden gemeldet. Im Zuge dieser Ausschreitungen denken viele Muslime, besonders solche aus Pakistan, daran, England zu verlassen. Obwohl viele pakistanische Muslime offen sagen, dass die Täter „auf bösem Wege“ waren, haben einige von ihnen Angst davor, dass ihre Kinder von Anstiftern misshandelt werden.

Quelle: www.hurriyetim.com.tr/haber/0,,sid~1@w~3@nvid~604185,00.asp

Kommentar: Formen der Selbstjustiz gegenüber Muslimen sind scharf zu verurteilen. Auf der anderen Seite zitieren die türkische Hürriyet sowie andere türkische Tageszeitungen gern europäische Zeitungen, wenn es um die Verurteilung der Attentate in London geht. Kaum finden sich deutliche Stellungnahmen gegen diese Anschläge von Politikern und Medien aus der Türkei. Die oft geforderte vehemente Verurteilung der Anschläge fand in islamischen Ländern insgesamt nur zurückhaltende Zustimmung. Es fällt daher schwer, die Verharmlosung der islamischen Quellen (Koran, Hadith und Auslegungen), auf die sich die Extremisten berufen, widerspruchslos hinzunehmen. Die Mehrheit der außerhalb Europas lebenden muslimischen Intellektuellen bestreitet diesen Zusammenhang nicht.