Türkische Karrierefrauen auf dem Vormarsch?
(Institut für Islamfragen, mk, 02.06.2006) Einerseits berichtet die „Financial Times Deutschland“ über die große Freiheit der türkischen Frauen beim zurückliegenden Wirtschaftskongress in Berlin. Türkische Medien betrachten die Sachlange ganz anders. Bei besagtem Kongress traten erfolgreiche türkische Geschäftsfrauen auf wie die Türkei-Chefin der Deutschen Bank, Dilek Yardim, und schwärmten von der Situation der Frauen in der Türkei. Demnach sollen im Bankensektor 55% der Beschäftigten weiblich und mit Hochschulabschluss sein. „Mehr als 14% der berufstätigen Türkinnen sind selbstständig (7% in Deutschland), 25% der Universitätsprofessoren und 21% der mittleren und oberen Führungsebene im öffentlichen Sektor sind Frauen. Mehr als 70% der Hochschulabgängerinnen gehen einer Beschäftigung nach“ heißt es weiter.
Andererseits berichtet die angesehene türkische Tageszeitung der Dogan-Holding, „Radikal“, dass Mädchen im Alter zwischen 15–19 Jahren zu 44,3% und Jungen in diesem Alter zu 22,6% weder arbeiten noch in die Schule gehen. Danach sitzt fast jedes zweite Mädchen und jeder fünfte Junge ohne berufliche Betätigung zu Hause. Der OECD Durchschnitt beträgt bei Mädchen 8,2 – bei Jungen 8,1 Prozent.
Quelle: http://www.ftd.de/karriere_management/karriere/77763.html und www.radikal.com.tr/haber.php
Kommentar: Türkische Frauen in der Türkei, die einem Beruf nachgehen können, sind häufig unternehmungsfreudiger als deutsche Frauen. Das liegt auch daran, dass sie sich in einer viel stärker männerdominierten Welt behaupten müssen. Der Islam spielt in diesen Argumentationsbahnen eine große Rolle, indem er der Frau eine rechtlich nachgeordnete und gesellschaftlich zweitklassige Rolle zuschreibt. Diese Benachteiligung wird muslimischen Ländern von westlichen Ländern immer wieder vor Augen geführt. Immer mehr Muslime streben eine Verbesserung der Situation ihrer Frauen an. In diesem Sinne hat das Bloßstellen von unhaltbaren Zuständen durchaus seine positive Wirkung.