Von Dr. Yusuf al-Qaradawi
Erscheinungsdatum: 05. Juli 2001
(Institut für Islamfragen, dh, 29.01.2009)
Frage:
„Darf eine Muslima einen falschen Schwur leisten, um ihren Ehemann zufrieden zu stellen? Ein Ehemann verlangte von seiner Frau, mit einem Schwur zu bestätigen, dass sie mit keinem anderen Mann außer ihm vor oder während ihrer Ehe verbunden war.“
Antwort:
„Der Islam verbietet das Lügen, denn es verursacht Schaden gegen den Einzelnen, die Familie und die Gesellschaft. Der Islam erlaubt in Sonderfällen, gegen dieses Prinzip zu verstoßen, wie wir in einem vorigen Rechtsgutachten erklärt haben. Diese Ausnahme gilt in Sonderfällen und in bestimmtem Maß. Dieser Sachverhalt wurde in der prophetischen Überlieferung bei Sahih Muslim [einem Überlieferer] erwähnt. Umm Kulthum [eine der Töchter des Propheten] sagte: ‚Der Prophet hat das Lügen lediglich in drei Fällen erlaubt: … Um Menschen miteinander zu versöhnen, … im Krieg und wenn der Mann mit seiner Frau spricht und die Frau mit ihrem Ehemann … Es ist nicht weise, dass die Ehefrau ihrem Ehemann von der Vergangenheit ihres Gefühlslebens erzählt, was in Vergessenheit geraten ist. Falls sie dies tut, zerstört sie ihr Eheleben wegen der [sie] bindenden ‚Ehrlichkeit‘ … Was ich hier betone, ist, dass die Ehefrau, wenn sie ihr Ehemann auf diese Weise unter Druck setzt, einen falschen Schwur leisten darf, um die Ehe zu retten … Das Gleiche gilt, wenn der Ehemann sie fragt, ob sie ihn liebt oder nicht und verlangt, darauf einen Schwur zu leisten [um die Richtigkeit ihrer Antwort zu bestätigen]. In diesem Fall darf sie einen falschen Schwur leisten. Danach muss sie Allah um Vergebung bitten … Umar Ibn al-Khattab [der zweite Kalif nach Muhammad] fragte die Ehefrau Abi Uthra ad-Du’lis: ‚Sagst du tatsächlich, dass du deinen Ehemann [ad-Du’li] hasst?‘ Sie antwortete: ‚Er hat mich bei Allah gebeten [einen Schwur auf die Liebe zu leisten]. Soll ich lügen, o Führer der Gläubigen?‘ Er [’Umar] sagte: ‚Ja, lüge! Wenn eine von euch [Frauen] einen von uns [Männern] nicht liebt, soll das nicht mitgeteilt werden. Die wenigsten Häuser [Ehepaare] basieren auf Liebe. Vielmehr leben die Menschen zusammen, basierend auf dem Islam und der Verwandtschaft.‘ Ich schwöre, dass dies eine der herausragenden Eigenschaften von ’Umar war. Er war nicht nur ein Staatslenker, sondern auch ein weiser Erzieher, Schriftgelehrter und Rechtsgutachter.“
Quelle: www.qaradawi.net/site/topics/article.asp?cu_no=2&item_no=354&version=1&template_id=8&parent_id=12