Große Veränderungen während des Fastensmonats in Ägypten

Institut für Islamfragen

Die Verkürzung der Arbeitszeiten führt zu geringerer Produktivität und langen Wartezeiten bei Behörden

(Institut für Islamfragen, dh, 22.09.2010) In der Nacht vom 10. auf den 11.08.2010 ist die Sommerzeit in Ägypten wieder auf die Winterzeit umgestellt worden. Sie gilt allerdings nur vorübergehend während des islamischen Fastenmonats [arab. Ramadan]. Danach wird die Uhr wieder auf die Sommerzeit gestellt.

Die Arbeitzeiten der Ämter wurden während des Ramadan auf 5 Stunden täglich gekürzt. Dies führt allerdings zu langen Menschenschlangen auf den Ämtern, da der übliche Arbeitsanfall dort [der schon bei einem 6-stündigen Arbeitstag über das Normalmaß hinausgeht] innerhalb gekürzter Zeiten erledigt werden muss.

Die üblichen 60-minütigen Zeitstunden an Universitäten und Lehranstalten werden innerhalb des Fastenmonats auf 35-minütige Zeitstunden gekürzt. Die Banken dürfen nur von 09.00 Uhr bis 14.00 Uhr öffnen.

Die arabische Zeitung alarabiya.net zitierte die folgenden Aussagen der von den Kürzungen betroffenen Ägypter: Herr Dr. Muhammad Ibraheem, Dozent für Agrarkultur an der Universität Ain Shams:

„Der Fastenmonat beinhaltet verkürzte Arbeitsstunden mit sehr verminderter Produktivität. Dies ist die Folge des Zeitverlustes durch den Stau auf den Straßen, durch die Hitze, den Durst und die Umstellung auf das Fasten, vor allem in den ersten Fastentagen. Der normale Arbeitstag reicht kaum aus, um eine einzige Angelegenheit zu erledigen. Deshalb reicht der verkürzte Arbeitstag im Fastenmonat fast nie aus, um eine Angelegenheit zu erledigen.“

Frau Na’ima Muhammad, eine Lehrerin:

„Theoretisch müsste die Kürzung der Arbeitsstunden von 6 auf 5 durch eine Erhöhung der Zahl von Angestellten ausgeglichen werden, nicht durch Faulheit, Trägheit und Vielfräßigkeit, die wir bei den Angestellten in staatlichen Dienststellen [im Fastenmonat] erleben… Sie ruhen sich aus und bewegen sich langsam. Der Betrieb wird behindert.“

Herr Dr. Muhammad Abdul-Gani Hilal, Experte für Entwicklung:

„Es ist üblich, dass während des Fastenmonats nicht nur in Ägypten, sondern auch in allen arabischen Ländern die Arbeitsstunden und die Dienstzeiten gekürzt werden. Dies führt automatisch zu verminderter Produktivität. In einigen Familien werden der Konsum und die Ausgaben verdreifacht. Dies geschieht unter dem trügerischen Deckmantel eines ‚vermehrten Segens‘. In der Tat ist dies lediglich Faulheit, Trägheit und Verschwendung ohne jeden Segen.“

Frau Dr. Yamna al-Hamaqi, Dozentin für Wirtschaftswissenschaft an der Universität Ain Shams:

„Diese Politik wundert mich, ich kann nicht davon überzeugt werden. Es geht hier um zwei Beschlüsse des ägyptischen Premierministers: Die Umstellung auf Winterzeit während des Fastenmonats und die erneute Umstellung auf die Sommerzeit nach Ablauf des Fastenmonats. Dies alles hat das Ziel, die Fastenstunden um eine Stunde zu kürzen. Kann das wahr sein, dass die Uhrzeit eines ganzen Staats umgestellt wird, um eine Stunde weniger fasten zu müssen?“

Herr Dr. Guda Abdul-Khaleq, Dozent der Wirtschaftswissenschaft an der Universität Kairo:

„Die Sommermonate und der Fastenmonat bedeuten die vollständige Lähmung in den meisten staatlichen Institutionen. Dies geschieht unter dem Vorwand, man könne in der Hitze nicht arbeiten. Selbst diejenigen, die zur Arbeit gehen, arbeiten in der Tat nicht mehr als 10 Minuten pro Arbeitstag. Dies verursacht gewaltige Verluste.“

Quelle: www.alarabiya.net/articles/2010/08/10/116234.html