Fatwa zu der Frage, wie alt Aischa war, als Muhammad sie heiratet

Institut für Islamfragen

Von Scheikh Mahmoud al-Masri, einem der populärsten Verkündiger des Islam in Ägypten

(Institut für Islamfragen, dh, 03.02.2012)

Frage:

„Wie alt war Aischa, als Muhammad sie heiratete?“

Antwort:

„… nun, wie alt war unsere Mutter, Aischa, als unser Herr, Muhammad – Allahs Segen und Heil seien auf ihm – sie heiratete? Hören Sie nun von mir, was in Sahih al-Bukhari [eine vor allem für sunnitische Muslime sehr glaubwürdige Überlieferungssammlung] diesbezüglich überliefert wurde. Der Prophet – Allahs Segen und Heil seien auf ihm – hat sich mit Aischa verlobt, als sie 6 Jahre alt war. Er hat die Ehe mit ihr vollzogen, als sie 9 Jahre alt war. Dies ist eine authentische Tatsache, obwohl einige dies bestreiten. Vielleicht möchten Sie mich fragen: ‚Das kann nicht wahr sein, denn wie könnte der Prophet, Allahs Segen und Heil seien auf ihm, jemand heiraten, der 9 Jahre alt war?‘ Nun, hören Sie mir zu, mein Bruder, um zu sehen, dass diese Tatsache tausend Prozent authentisch ist. Ich werde Ihnen 7 Gründe auflisten, die die Authentizität dieser genannten Tatsache beweist:

1. Ihm [Muhammad] wurde dies [die Ehe] von Allah befohlen. Können Sie sich vorstellen, dass es jemanden geben könnte, der gegen die Befehle Allahs verstoßen könnte? Wie könnte nur unser Prophet, der frömmste Mensch überhaupt, gegen die Befehle Allahs verstoßen? Also [die Heirat] war ein Befehl Allahs. In Sahih al-Bukhari und Muslim [zwei als sehr verbindlich betrachtete, authentische Überlieferungssammlungen, vor allem für sunnitische Muslime] heißt es: Allahs Prophet – Allahs Segen und Heil seien auf ihm – sagte zu Aischa: ‚Du wurdest mir dreimal im Traum gezeigt. Jedes Mal sagte mir [der Erzengel] Jibril: ‚Dies ist deine Frau in diesseitigen und jenseitigen Leben.‘ Die authentische Überlieferung [arab. Hadith Sahih] berichtet, dass jedes Mal, wenn Jibril zu Allahs Propheten kam, er ihm ein zusammengewickeltes Seidentuch vorlegte. Immer, wenn er [Muhammad] das Seidentuch aufwickelte, sah er darin das Bild Aischas. Jibril sagte ihm: ‚Dies ist deine Frau im diesseitigen und jenseitigen Leben.‘ Dabei reagierte er [Muhammad] immer, indem er sagte: ‚Falls dies [die Heirat mit Aischa] gut für mich ist, möge Allah dies mir ermöglichen.‘

Zusammengefasst war seine Heirat mit Aischa ein göttlicher Befehl und göttliche Inspiration. Allahs Prophet – Allahs Segen und Heil seien auf ihm – würde nie einem Befahl Allahs widersprechen.

2. Ein Mädchen auf der Arabischen Halbinsel oder in einem anderen südländischen Land bekommt ihre [erste] Menstruation im frühen Alter. Also, auf der Arabischen Halbinsel, in Somalia, Mosambik, etc. könnte ein Mädchen ihre erste Menstruation im Alter von 8-9 Jahren bekommen. Das geschieht auch noch in unserer Zeit. Ich rede nicht von vor über 1400 Jahren, sondern über unsere Gegenwart. Also, mit 9 Jahren war ein Mädchen [auf der Arabischen Halbinsel] körperlich in der Lage, zu heiraten.

3. Der Prophet wollte sich gegenüber einem Verwandten von Abu Bakr dankbar zeigen, denn Abu Bakr hatte dem Islam sehr gedient. Also wollte der Prophet [Muhammad] Abu Bakr belohnen, indem er unsere Mutter, Aischa [eine der Töchter Abu Bakrs], heiratete.

4. Die damalige Umgebung bestimmte die Heirat. Die Heirat im frühen Alter war damals ein übliches Procedere. Die Heirat unserer Mutter Aischa war kein Einzelfall. Unsere Mutter Safiya bint Hu’ai bint al-Akhtab z. B. war schon, bevor der Prophet sie heiratete, mit 11 Jahren verheiratet. Und unsere Mutter Hafsa bint Umar war, bevor der Prophet [Muhammad] sie heiratete, schon mit 12 Jahren verheiratet.

Nun, wir brauchen keine Beispiele aus fernen Zeiten zu erwähnen, denn meine eigene Tante hier in Ägypten war mit 15 Jahren verheiratet. Meine zweite Tante war mit 11 Jahren verheiratet … Also, warum soll es uns wundern, dass unsere Mutter Aischa vor 1400 Jahren mit 9 Jahren [Muhammad] heiratete? Ein damaliges Mädchen mit 9 Jahren glich eine Frau in unserer Gegenwart, die 25 Jahre alt ist; also, [ein damals 9jähriges Mädchen] war stark und groß und konnte den ganzen Haushalt erledigen.

5. Die Polytheisten hassten den Propheten – Allahs Segen und Heil seien auf ihm – und wollten ihm auf jede mögliche Weise Schaden zufügen. Trotzdem hat keiner ihn [Muhammad] wegen seiner Heirat mit Aischa kritisiert. Wäre diese Heirat damals eine Schande gewesen, hätten die Polytheisten ihn deswegen kritisiert. Da keiner von den Polytheisten dies getan hat, bedeutet das, dass diese Art Ehe damals normal war.

6. Der Prophet – Allahs Segen und Heil seien auf ihm – heiratete Aischa im zweiten Jahr nach der Auswanderung [arab. Hidschra]. Seit jenem Jahr wurde das islamische Gesetz [al-Shari’a] [von Allah Muhammad] eingegeben. Deshalb war es notwendig, dass eine junge Frau mit dem Propheten zusammenlebte. D. h., eine junge Frau, die in der Lage wäre, viel [von der Shari’a] mitzubekommen, sich über vieles davon zu erkundigen, viel Wissen darüber zu erwerben und dieses Wissen an die Muslime weiterzugeben. Dies war die Weisheit unseres Herrn [Allah].

Bitte beachten Sie, was die Weisheit Allahs in dieser Angelegenheit bestimmte:

1. Aischa hat keine Kinder bekommen. Dadurch konnte sie sich völlig auf die Lehren [des Islam] konzentrieren.

2. Der Prophet hat sich sehr in sie verliebt. Dadurch hat er ihr alles [über den Islam] erklärt, was sie wissen wollte.

3. Sie lebte 9 Jahre mit Allahs Prophet – Allahs Segen und Heil seien auf ihm. Er starb, als sie 18 Jahre alt war. Danach hat sie noch 47 Jahre gelebt. Währenddessen hat sie der ganzen Welt die Lehren [Muhammads, die sunna] gelehrt.

4. Der Vorwurf [der Frühehe mit Aischa] kam erst vor 50-60 Jahren auf. Also, wäre diese Sache tatsächlich zur damaligen Zeit eine Schande gewesen, wäre er schon vor ein paar hundert Jahren aufgetaucht. Ansonsten hätten die Polytheisten damals gesagt: ‚Seht mal, er [Muhammad] hat ein kleines Mädchen geheiratet!‘“

Quelle: www.youtube.com/watch?v=NFTbiK7qG-Q

Kommentar (cp): Gerade weil muslimische Prediger und Gelehrte gerne betonen, dass Muhammads Lebenswandel im 7. Jahrhundert der arabischen Halbinsel ein in allen Aspekten nachahmenswertes Vorbild für Muslime aller Zeiten darstellt, geraten sie bei Aischas Heiratsalter (immer häufiger auch innerislamisch) in große Erklärungsnot. Dabei geht es nicht um eine rein theoretische Debatte. In vielen Ländern kämpfen besonders Frauen- und Menschenrechtsbewegungen gegen Kinderheiraten, aber deren Abschaffung ist natürlich besonders dort sehr schwierig, wo keine Rechtsstaatlichkeit existiert, vielfach keine Geburtsurkunden existieren, der Analphabetismus hoch ist (so dass auch Mädchen und Frauen ihre Rechte nicht kennen) und die Armut und die Aussicht auf Brautgeld und eine frühe „Versorgung“ der Braut manche Bedenken hinwegfegt.

In Ländern, die ihr Rechtssystem vollständig auf Scharia-Recht ausgerichtet haben wie Saudi Arabien oder Iran oder in sehr traditionell islamischen Gesellschaften wie dem Jemen werden die Vorbehalte gegenüber gesetzlichen Festschreibungen eines Mindestalters für eine Eheschließung oft auch religiös mit Berufung auf das Vorbild Muhammads und den traditionellen Konsens bezüglich Aischas Alter begründet. Im Iran dürfen Mädchen laut Gesetz bereits ab 13, Jungen ab 15 Jahren heiraten, wobei Mädchen vor allem in ländlichen Gebieten oft noch früher verheiratet werden. In Saudi-Arabien bestätigte ein Gericht 2010 sogar die Rechtmäßigkeit einer Zwangsverheiratung eines 8-jährigen Mädchens mit einem 40 Jahre älteren Mann.

In Deutschland ist am 22. Juli 2017 ein Gesetz in Kraft getreten, das Kinder vor zu früher Heirat schützen soll und das Alter der sogenannten Ehemündigkeit im Interesse des Kindeswohls auf 18 Jahre festlegt. Eheschließungen sind demnach nur noch möglich, wenn beide Heiratswillige volljährig sind. Vor diesem Gesetz konnte das Familiengericht Minderjährige, die ihr 16. Lebensjahr vollendet haben, von dem Alterserfordernis einer Eheschließung befreien. Diese Möglichkeit ist mit dem neuen Gesetz entfallen. Siehe hierzu https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/ehemuendig-ab-18-jahren-481606!

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