Erhebliche Folgen für die mauretanische Gesellschaft
(Institut für Islamfragen, dh, 09.07.2012) Am 29. Juni 2012 veröffentlichte die arabische Zeitung alarabiya.net einen Bericht über die Verbreitung der sogenannten „Geheimheirat“ [in Mauretanien „as-sirriye“ genannt] in Mauretanien. Es handelt sich dabei um eine Heirat, die geheim gehalten wird, d. h., dass sie nur dem Ehepaar und höchstens einem Verwandten ersten Grades bekannt ist. Der mauretanischen Gesellschaft bleibt sie verborgen. Diese nichtöffentliche Heirat erfreut sich großer Beliebtheit unter mauretanischen Männern.
Vor allem Witwen, geschiedene Frauen oder ältere, unverheiratete Frauen lassen sich auf diese Eheform ein. Allerdings sind unter den Frauen auch viele junge, weil sie von ihren Familien zu dieser Eheform gezwungen wurden. Der Grund dafür liegt im finanziellen Gewinn für die Familie.
Der Beweggrund vieler Männer, die auf diese Weise heiraten, liegt darin, dass sie die Verpflichtungen einer öffentlich geschlossenen Ehe nicht erfüllen können oder wollen. Viele von ihnen sollen mittellose Männer sein, die auf diesem Weg „den sexuellen Genuss auf eine legale, kostengünstige Weise“ erleben können. Leider zeigt sich, dass diese Ehen von wenig Verantwortungsgefühl gegenüber den Frauen und Kindern geprägt sind, die häufig ohne Zuwendung des Vaters auskommen müssen.
Da das mauretanische Ehegesetz keine Vielehe erlaubt, gilt die „Geheimehe“ als Ausweg für verheiratete Männer, die mehrere Frauen heiraten wollen. Trotzdem führt dies in den meisten Fällen zu akuten Ehekrisen, weil Frauen in Mauretanien [im Vergleich mit anderen islamisch geprägten Ländern] über verhältnismäßig viele Rechte verfügen und sich gegen eine weitere Frau an der Seite ihres Mannes wehren können. Daher rächen sich mauretanische Frauen auf unterschiedliche Art und Weise an ihren Ehemännern, wenn diese eine zweite Frau heiraten. Dies kann in eine Scheidung münden oder im Ruin der Familie enden. Die „Zweitehe“ ist der Hauptgrund dafür, weshalb die Quote der Ehescheidung in Mauretanien die höchste weltweit ist. Laut einheimischer Forschungsinstitute liegt sie bei 42% der geschlossenen Ehen in Mauretanien.
Der Bericht verweist darauf, dass dieses Phänomen in allen sozialen Schichten Mauretaniens verbreitet ist. Forscher untersuchen die destruktiven Folgen dieser „Zweitehen“ in der mauretanischen Gesellschaft. Erkennbar sind die Zerstörung der Familie, heranwachsende vaterlose Kinder und minderjährige Mädchen, die durch Zwangsverheiratung unter psychischen Folgen zu leiden haben. Die größte Gefahr allerdings liegt, so der Bericht, darin, dass die „Geheimehe“ als islamisch erlaubt erklärt und als mit dem islamischen Gesetz [arab. Scharia] übereinstimmend betrachtet wird.
Quelle: www.alarabiya.net/articles/2012/01/29/191305.html