Türkei: Museums-Kirche in Istanbul soll wieder Moschee werden

Institut für Islamfragen

Demonstranten fordern die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee

(Institut für Islamfragen, mk, 11.07.2012) Die ehemalige Kirche Hagia Sophia (griechisch: „Heilige Weisheit“) soll wieder in eine Moschee umgewandelt werden. Bei einer Demonstration des „Anatolischen Jugendvereins“ am Samstag, den 2. Juni 2012, forderten einige Teilnehmer, „die Ketten sollen brechen und die Hagia Sophia (als Moschee) geöffnet werden“. Tausende verbeugten sich vor dem Museum nach islamischem Ritus zum Gebet. Dabei geht es den Demonstranten weniger um das Gebäude aus Stein als um das Symbol der Herrschaft des Islams. Salih Turan, Sprecher der Demonstration, gab zu verstehen:

„Es ist unser Gebet und unsere Erwartung, dass die Hagia Sophia bis zum Jüngsten Gericht Gottes Moschee bleiben wird.“

Allerdings gibt es auch Anzeichen für eine gegenläufige Entwicklung. Die regierende Partei der AKP von Premierminister Erdogan sorgte dafür, dass die Akdamar-Kirche auf einer Insel im Van-See im Osten der Türkei für viel Geld renoviert wurde und auch ein Gottesdienst darin stattfand. Allerdings behielt auch diese Kirche ihren Status bei, mit dem sie beim Kulturministerium registriert ist, ebenso wie das ehemalige Sümela-Kloster bei Trabzon: Die Akdamar-Kirche ist nach wie vor nur ein Museum, keine Kirche. Aber immerhin wurde sie nicht in eine Moschee umgewandelt wie die Arap-Moschee im Istanbuler Stadtteil Karaköy, die früher Kirche war und seit 1476 als Moschee genutzt wird. Auch nachdem ein Erdbeben und die folgende Renovation alte christliche Mosaike freilegten, wird sie weiterhin als Moschee genutzt.

Quelle: www.habervesaire.com/news/ayasofya-cami-olur-mu-2344.html

Kommentar des Islaminstituts: Das architektonisch raffinierte, schöne Gebäude der Hagia Sophia wurde 532 als Kirche errichtet, 1453 zur Moschee umfunktioniert und später um vier Minarette ergänzt. Vielleicht aufgrund des Drucks des Lausanner Vertrags (1923) ließ die Türkei 1934-1935 das Gebäude zum Museum erklären. Die Sultan-Ahmet-Moschee, die auch Blaue Moschee genannt wird, befindet sich genau gegenüber der Hagia Sophia und ist vom Gebetsraum her größer. Es gibt so viele Moscheen in Istanbul, dass die Hagia Sophia keinesfalls als Gebetsraum dringend benötigt wird. Es handelt sich wohl mehr um eine symbolische Auseinandersetzung und einen Kampf, der auch gegen den Gründer der Türkischen Republik, Kemal Atatürk, gerichtet ist, der damals seinen Ministern den Vorschlag machte, die Moschee in ein Museum umzuwandeln. Es ist immer wieder vermutet worden, dass er so handelte, um christliche Gruppen in Europa mit der Türkei zu versöhnen und die außenpolitische Stimmung aufzubessern.