Wie ist Deutschland zu einem Ort geworden, an dem kritisch denkende Muslime Polizeischutz brauchen?
(Institut für Islamfragen, dk, 06.11.2020) Der ägyptischstämmige Politologe Hamed Abdel-Samad schrieb am 5. November 2020 in der ZEIT einen Artikel über Islamkritik, Meinungsfreiheit und die Freiheit zur Religionskritik.
Wir sollten uns nicht von der Wut der Islamisten einschüchtern oder erpressen lassen, so Abdel-Samad. Er sei als Muslim nach Europa gekommen, um seine Meinung frei äußern zu können, ohne um sein Leben fürchten zu müssen und ohne im Gefängnis zu landen. Sein Vater sei konservativer Imam in Ägypten gewesen; er selbst habe dort zu den Muslimbrüdern gehört. Davon habe er sich befreit.
Aber heute sei es so in Deutschland, dass er sich nur noch mit Polizeischutz und in gepanzerten Fahrzeugen bewegen könne, selbst wenn er zum Bäcker gehen wolle. Er sei ein Kritiker des Islam, gelte aber als Islamfeind, und dies ausgerechnet in Europa, wo die Religionskritik erfunden wurde und wo Religionsfreiheit herrsche.
Er frage sich, wie Deutschland und Europa zu einem Ort geworden seien, wo kritische Muslime wie er in Gefahr lebten? Wo Lehrer auf offener Straße enthauptet würden, während bekannte Salafisten frei predigen und islamistische Gefährder frei herumlaufen könnten? Für ihn habe Europa beim Kampf gegen den Terror und bei der Verteidigung aufklärerischer Werte versagt.
Er fände es tragisch, wenn radikale Muslime Europa mehr beeinflussten und islamisierten als dass liberale Muslime den Islam europäisierten; kritische Muslime gelten als Störenfriede. Er sei überzeugt davon, dass diese westliche Toleranz den Intoleranten gegenüber aufhören müsse. Er habe sein neues Buch „Aus Liebe zu Deutschland“ genannt. Er bäte alle Deutschen, auch dann, wenn Gläubige unsere Freiheit attackierten, mutig zu dieser Freiheit zu stehen.
Quelle: Artikel, Die Zeit, 05.11.2020 (https://www.zeit.de/2020/46/islamismus-islam-frankreich-demonstrationen-muslime): „Islamismus und Islam: Bitte gefühlsmäßig abrüsten!“