Besonders die Frage des Einflusses Teherans auf die Schiiten Iraks macht die Wahl zur heiklen Angelegenheit
(Institut für Islamfragen, dk, 20.02.2020) Die in London erscheinende arabische Tageszeitung Al-Arab vom 19. Februar 2020 berichtete über die komplizierte Nachfolgeregelung für den als religiöse „Referenz-Figur“ im Irak geltenden Großayatollah Ali as-Sistani.
Als sich der 90-Jährige im Januar einer Operation unterziehen musste, sei im Irak und in der schiitischen Welt diskutiert worden, wer die Nachfolge antreten könnte und ob dieser Nachfolger von der Schule Najafs (Irak) käme oder ob der Iran einen Nachfolger einsetzen könnte, der Teheran nahe stünde.
Viele politische Beobachter seien der Überzeugung, dass der aus dem Iran stammende Ali Sistani – trotz aller Flexibilität Teheran gegenüber – darauf bedacht gewesen sei, die Autorität und den Einfluss Teherans und den von Teheran eingesetzten schiitischen Milizen zu begrenzen.
Der Prozess der Nachfolgeregelung sei kompliziert und eigentlich inoffiziell, zudem gäbe es keine direkte Berufung und auch keine unmittelbare Ankündigung der Nachfolgerschaft. Es könnten Monate und sogar Jahre vergehen, bis ein bestimmter Kleriker eine ausreichende Anzahl von Gefolgsleuten hätte und einen Konsens im Blick auf seine Person als „religiöse Referenz-Figur“ erreichen würde. Mögliche Ayatollahs seien Mohammad Ishak al-Fayyad (90 Jahre, stammt aus Afghanistan), Bashir al-Najafi (stammt aus Pakistan) und Mohammad Said al-Hakim, der in Najaf geboren wurde, aber bereits über 80 Jahre alt ist.
Prominente Kleriker hätten die Ansicht geäußert, dass sie zuversichtlich seien, dass die soliden Normen und Traditionen von Hawza keinen Nachfolger dulden würden, der von Ali Sistanis „Fußstapfen abweichen würde“.
Quelle: Artikel, Al-Arab Tageszeitung (London), 19.02.2020, zitiert vom MideastWire Newsletter vom 19.2.2020 (https://mideastwire.com/page/articleFree.php?id=71730): „Iran bracing to control Najaf Hawza“